Seite:Oberamt Tettnang 226.jpg

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vermehrt, zwischen dem Bischof, dem Domcapitel und dem Chorherrenstift St. Johann vertheilte, und zuletzt aber hauptsächlich bei letzterem sich vereinigte. Die Schenkung des Bischofs Sidomus an den Gaugrafen Warin scheint nicht nachhaltig gewesen zu seyn; dagegen findet man neben Constanz noch andere Theilhaber an dem Bezirke, die entweder mit ihrem Antheil belehnt waren, oder denselben als freie Grundeigner von den ältesten Zeiten her besaßen. Darunter befand sich hauptsächlich eine adelige Familie, die sich von Theuringen schrieb, die noch jetzt blühende Familie der Freiherren v. Theuring oder v. Deuring. Man findet sie schon frühzeitig in dem Besitz eines bedeutenden Theils der alten Th. Markung. Im J. 1135 übergibt nach der Petershauser Chronik Gieselfried von Theuringen seinen einzigen Sohn Rupert (der 1163 wieder in einer Urkunde als Zeuge erscheint) mit all seinem Eigenthum in Turingen und Jettenhusen dem Kloster, nahm jedoch, bei einem Streit mit demselben Sohn und Güter wieder zurück. In des Müllers Garten zu O.-Th. sah man noch in der 2ten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Überreste eines Schlosses, wo die von Th. ihren Sitz hatten. Es gehörten aber nicht nur Güter zu Th. und Jettenhausen, sondern auch zu Hefigkofen, ferner Bitzenhofen und einzelne Höfe, auch das halbe Patronatrecht zu O.-Th. zu dem Besitzthum des Geschlechts. Von den Herren von Theuringen kamen ihre Güter mit wenigen Ausnahmen an die Herren von Schmalneck. Im Jahr 1241 erscheint Conrad von Schmalneck urkundlich im Besitze derselben; aber schon 1288 verkauften, nach Ildeph v. Arx, die v. Schmalneck den Besitz mit der Herrschaft Schmalneck an die Grafen v. Werdenberg, s. S. 223 etc. Im Jahr 1413 verkauften die von Werdenberg, nachdem sie noch 1410 auch Zehntrechte zu Theuringen, vermuthlich die der Dompropstei, die auch das halbe Patronatrecht hatte, gekauft hatten, die Theuringischen Güter, welche gemeiniglich unter dem Namen der Herrschaft Neuhaus und Bitzenhofen begriffen wurden, mit der Herrschaft Schmalneck an die Stadt (Spital) Ravensburg und so wurden nun neben Constanz, die Reichsstadt Grund- und Patronatsherr zu Theuringen. Inzwischen hatte, wie wir nachher sehen werden, schon lange vorher auch das Kloster Weißenau Güter und Rechte in dem Bezirke, insbesondere zu Unter-Theuringen erworben. Auch waren einzelne Höfe bei der alten gutsherrlichen Familie der von Theuring geblieben, von der sich Zweige zu Ravensburg und Bregenz niedergelassen hatten; im Jahr 1649 wurde sogar die Herrschaft Alt- und Neuhaus und Bitzenhofen nebst Zugehör, also das alte Theuringische Gut, von der Stadt Ravensburg an Joh. Georg von Deuring um 8000 fl. wieder verkauft,


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_226.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)