Seite:Oberamt Wangen 058.jpg

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Seiner Anhänglichkeit an das Alte ungeachtet ist der Allgäuer Bauer keineswegs unempfänglich für wirkliche Verbesserungen; doch will er eine Zeit lang gesehen haben, ehe er glaubt. – Da man die Felder gemeiniglich lange liegen läßt, um sie zur Viehweide zu benützen, wo denn besonders auf dem Höhenland der Boden sehr verwildert, und sich mit einer starken Grasnarbe überzieht, so wird, um den Boden wieder für die Aussaat zuzurichten, ein Verfahren angewendet, welches man auch in einigen Gegenden des Schwarzwaldes und nicht selten sonst in Oberschwaben, nirgends aber so allgemein antrifft als in diesem Oberamt. Die vom Pfluge umgerissene Grasnarbe wird nämlich auf Reisbüschel gelegt und verbrannt, und durch die auf diese Art gewonnene Asche der Boden gedüngt. Zur Zeit dieses Verbrennens, welches in Oberschwaben Motten heißt, ist die ganze Gegend in Rauch eingehüllt. Man findet dieses Verfahren zwar dem zunächst darauf folgenden Fruchtbau, namentlich dem Roggen, zuträglich; auch dient es, die niedrig gelegenen moorigen Gründe, wenn man sie, was neuerdings häufig geschieht, in Ackerland verwandeln will, zu entsäuren. Allein man will die Bemerkung machen, daß die wiederholte Anwendung dieses Verfahrens durch die zu starke Auflösung des Humus so wie durch theilweise Verflüchtigung desselben dem Boden um so mehr Kraft entzieht.

Werth und Ertrag. Im Ganzen sind die Güterpreise in neueren Zeiten sehr gestiegen und steigen fortwährend. Der Durchschnittspreis eines Morgens Acker kann zu 100 fl., der eines Morgens zweimähdiger Wiese zu 200 fl., einmähdiger zu 75 fl. angenommen werden. Die höchsten Güterpreise findet man in Wangen, Isny, Friesenhofen und Winterstetten, die niedrigsten in der Gemeinde Sommersried. Der Ertrag der verschiedenen Fruchtgattungen und Futtersurrogate ist auf den Morgen beim

höchster. mittlerer. niedrigster.
Roggen   5 Scheffel     31/2 Scheffel.   2 Scheffel.
Dinkel 12       " 8       "   4       "
Sommerweizen           4       " 3       "   2       "

Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 058. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_058.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)