Seite:Oberamt Wangen 068.jpg

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Bevölkerung das reichste an Rindvieh unter allen Oberämtern des Königreichs. Im Durchschnitt verhält sich in Württemberg die Zahl der Menschen zu der des Rindviehstandes wie 2 zu 1, im Oberamt Wangen wie 0,9 zu 1. Nach den Bemerkungen des Herrn v. Weckherlin, Directors des landwirthschaftlichen Instituts in Hohenheim (die Rindviehzucht Württembergs, Stuttgart 1839. S. 160), ist der Allgäuer Schlag allgemein; übrigens von sehr verschiedener Beschaffenheit. In der großen Mehrzahl ist es mittlerer Schlag; bei einzelnen Haltungen werden sehr brave Thiere,[1] ebenso wird aber auch viel geringes Vieh angetroffen. Im Allgemeinen erscheint das hiesige Vieh etwas höher von Beinen, als das besser geformte im obern Allgäu. Mit Ausnahme einiger besseren Haltungen wird die Zucht ziemlich planlos betrieben. Es wird nur darnach getrachtet, viel Vieh nachzuziehen, oder zu kaufen und schnell umzusetzen, und nicht gehörig darauf gesehen, die vorzüglicheren Mutterthiere zu eigener Zucht beizubehalten. Auf den vereinödeten Gütern werden für die eigene Zucht hie und da gute Farren, doch auch dort, besonders bei den Gemeinden, oft sehr mittelmäßige, ja zum Theil schlechte, zu junge, und durch die Sitte, den Farren immer unter der Heerde laufen zu lassen, abgemattete Zuchtstiere angetroffen. Die Hauptrücksicht bei der Viehhaltung ist der Gewinn durch Viehabstoß. Nebenbei ist der Milchertrag bedeutend, und es ist dieser theils ein wichtiges Nahrungsmittel, theils wird er in Sennereien, deren Zahl sich gegenwärtig mehrt, zu Käse verwendet. Die Käsefabrikation wird durch den erhöhten Einfuhrzoll auf die ausländischen Käse begünstigt, und lebhaft betrieben. Man verfertigt Käse nach Schweizer- und Limburger Art. Sennereien sind in Isny Vorstadt, Blockwiesen, Schmidsfelden, Herrenberg, Rimpach, Riedhammer, Holzleute, Burgwangen, Ratzenried, Oberried, Göttlishofen, Christatzhofen, Bolsternang,


  1. Ausgezeichnet ist unter den Viehzüchtern der Wirth Bruder in Neuravensburg.
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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 068. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_068.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)