Seite:Oberamt Wangen 127.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gesichter (Backen oder Wangen); die untere ist getheilt und hat rechts einen halben Adler, links eine Lilie (Doppelanker?).

Kirchliche Einrichtung, Schulanstalten, ehemaliges Kapuzinerkloster.

Der Pfarrgottesdienst wird in der oben beschriebenen Hauptkirche zu St. Martin gehalten, und von dem Stadtpfarrer, der zugleich Dekan für den Oberamtsbezirk ist, und zwei ständigen Vikaren besorgt. Diese letzteren traten an die Stelle der früher angestellt gewesenen zwei Kapläne, indem die eine Kaplanei den 5. November 1812, die andere den 27. März 1827 in ein ständiges Vikariat verwandelt wurde. Wegen Mangels an Geistlichen ist jedoch gegenwärtig nur eines der beiden Vikariate besetzt. Das früher städtisch gewesene Patronat ist jetzt königlich. Der Pfarrsprengel begreift den Gemeindebezirk der Stadt, mit Ausnahme von Dürrenberg und Lottenmühle; von Deuchelried die Parzellen: Beutelsau, Epplings, Gießen, Grub und Offlings; von Eglofs: Hummelberg, Loch, Schönenberg, Straß und Zellers; von Niederwangen: Herzmanns und Nieratz; von Praßberg: Praßberg, Fünfers, Grünenberg, Herfatz, Hofstett, Holzmaier, Mischen, Müllern, Nebenberg, Praßberger Bauhof und Mühle, Reutstock, Röhrenmoos, Samen, Trifts und Weiherhäusle. Ausgepfarrt wurden im J. 1810 die Filialisten in Staudach, welche bei Bayern verblieben und der bayerischen Pfarrei Wohnbrechts zugetheilt wurden, wogegen Herzmanns an die Pfarrei Wangen fiel; im Jahr 1814 fielen an die Pfarrei Leupolz die hieher gepfarrt gewesenen Häuser des Weilers Reischmann, und 1821 Leupolzer Bauhof, Merken und Stützenberg; in demselben Jahre an Eglofs die Weiler Stall und Bühl; 1826 wurden endlich Erlach, Missen, Nußbaum, Ungerhaus, und 1827 Girensberg, Höfen, Knöpfler und Loch der Pfarrei Leupolz zugetheilt. Bis zum Jahr 1823 war die Pfarrei Deuchelried eine Filialpfarrei der Stadtpfarrei Wangen und wurde durch einen Pfarrvikar versehen. S. Deuchelried.

Die Zeit der Stiftung der Pfarrei läßt sich nicht angeben, reicht aber jedenfalls in ein sehr hohes Alter hinauf. Sie ging ohne Zweifel vom Kloster St. Gallen aus, welches in frühesten Zeiten die Zehnten hatte (s. oben) und bis zum Jahr 1608 im Besitze des Patronats war. Nach der Volkssage war es der heilige Gallus selbst, der im sechsten Jahrhundert die hiesige Kirche gründete, und in dem benachbarten, ehemals städtischen, jetzt k. bayerischen Dorfe Thann zeigt man eine kleine Kapelle, welche diesem Apostel des Allgäus zur Wohnung gedient haben soll. Auch wird in Wangen der heil. Gallus neben dem heil. Martin als zweiter Patron der


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_127.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)