Seite:Oberamt Wangen 205.jpg

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an, allein der würdige Abt Ambrosius zog es vor, den Besitz nicht aufzugeben, sich mit den Seinigen in seine Mauern zu verschließen, und den Gottesdienst in aller Stille fortzusetzen. Während des schmalkaldischen Kriegs (1546) fielen die Bürger aufs Neue über das Kloster her, legten ihm eine Kontribution auf, nahmen alles Kirchengeräth und Silber weg, bis der für die Protestanten unglückliche Ausgang des Kriegs (1547) für die Stadt die demüthigende Folge hatte, daß sie in Folge des Spruchs einer kaiserl. Kommission (v. 20. Mai 1548) dem Kloster die geraubten Güter herausgeben, 2000 fl. Schadenersatz leisten, und dem Kastenvogt, Truchseß Wilhelm, der sich väterlich seiner Schutzbefohlenen angenommen, 650 fl. bezahlen mußte. Die Kosten, welche der schmalkaldische Krieg der Stadt verursachte, berechneten sich auf 82.150 fl. In Folge des Interim (1548) mußte die Stadt die Nikolaipfarrkirche, in welcher seit 1525 der evangelische Gottesdienst gehalten worden war, dem katholischen Kultus wieder einräumen, der auch bis zum Passauer Vertrag (1552) im Besitz blieb. Erst durch diesen Vertrag wurde die Kirche der evangelischen Gemeinde förmlich überlassen. – Ein Besuch des Kaisers Ferdinand I., der auf der Durchreise von Bregenz nach Insbruck von der Stadt glänzend empfangen wurde und im Kloster übernachtete, ist in den Annalen der Stadt und des Klosters, als ein besonders hervorstechendes Ereigniß, eingezeichnet (25. Jan. 1563). Übrigens machte sich in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ein allmähliches Herabkommen der Stadt von der Höhe ihrer Blüthe bemerklich. Der große Umschwung in den Handelsverhältnissen in Folge der Entdeckung von Amerika und des Seeweges nach Ostindien, und das dadurch herbeigeführte Sinken der großen italienischen Handelsrepubliken, zugleich mit dem Emporkommen niederländischer und englischer Handels- und Gewerbsindustrie, hatte das Verblühen von Augsburg, Memmingen und anderen schwäbischen Städten zur Folge und verfehlte nicht, seine Wirkung auch auf unser Isny zu äußern. Dazu kamen noch große Kalamitäten, die besonders im folgenden Jahrhundert den Wohlstand der Stadt schnell zerrütteten. Noch im Laufe des sechszehnten richteten wiederholte Seuchen Verheerungen unter den Bewohnern an, so in den Jahren 1551, 1574 und im folgenden Jahre, wo 1100 Personen gestorben seyn sollen, und 1593. In den Jahren 1580, 1597 und 1598 ereigneten sich Aufstände der Weberzunft gegen die Obrigkeit, welche letztere die Stadt Wangen in einer alten Gerechtigkeit schützen wollte, ihre Leinwand in der Schau der Stadt Isny schauen, bleichen, färben und mit dem Isnyschen Stadtzeichen versehen lassen zu dürfen. Der Aufruhr ist das letztemal nur durch bewaffneten Zuzug der Städte Memmingen, Kempten und Lindau gedämpft


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)