Seite:Oberamt Wangen 209.jpg

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er auf alle Rechte und Ansprüche an das Stift verzichtete und sich und seiner Familie nur die forstliche Gerichtsbarkeit und das jus sepulturae und suffragii in Isny vorbehielt. Nachdem auch dieser Vertrag die kaiserl. Bestätigung erhalten hatte, erhielt der Abt als Reichsprälat Sitz und Stimme auf der schwäbischen Prälatenbank. Im Reichsmatrikularanschlag zahlte das Kloster 5 fl. und stellte zwei Mann zu Fuß zum Kreiskontingent. Das stiftische Gebiet war in zwei Hauptmannschaften eingetheilt, die erste bildete die sog. Viehweide, d. i. die katholische Vorstadt mit den dazu gehörigen Mühlen und Wasserwerken, die zweite den von der ersten getrennten Komplex der Parzellen auf dem Gebirge (s. die folg. Gemeinde).

Die französischen Revolutionskriege berührten auch Isny empfindlich genug. Die Stadt berechnete ihre Kriegskosten an Reichs- und Kreisanlagen, Verpflegungs- und Lieferungskosten in den Jahren 1793-99 auf 158.599 fl. 5 kr.[1] Dazu gesellte sich ein zweimaliges Brandunglück den 29. Juni 1798 und den 13. August 1800; besonders richtete das letztere einen sehr beträchtlichen Schaden an.

Der Frieden von Luneville hatte auch für Isny wie für die übrigen Reichsstädte Schwabens die Folge des Verlustes ihrer Selbständigkeit. Die Verfassung war, so lange sie jene behauptete, ihrem Wesen nach Demokratie, indem die Zünfte regierten und zu den höchsten Stellen jeder Bürger wählbar war. Die Verwaltungsgeschäfte wurden durch den Rath, das Gericht und die Gemeinde besorgt.[2] Ersterer bestand aus zwei, auf Jahresdauer gewählten, abwechselnden Bürgermeistern, zwei Ammännern, 1 Geheimen und 10 Senatoren. Das Gericht hatte zwölf Beisitzer und besorgte nicht bloß die Rechtshändel der Bürger, sondern bildete auch – wie oben gesagt worden – eines der vier Land- oder Mahlgerichte für die Freien. Die Gemeinde bestand aus 20 Mitgliedern, auch der äußere Rath genannt, der in wichtigeren Fällen


  1. Den 20. Septb. 1796 kam es zu einem Gefecht zwischen den Österreichern und Franzosen in der Nähe der Stadt bei Isnyberg (Gemeinde Eglofs). Der franz. General Tarreau, der, bei Kempten geschlagen, über Isny nach Eglofs sich zurückgezogen hatte, war in der Nacht auf den 20. wieder vorgerückt, um die Österreicher in Isny zu überfallen. Diese aber rückten noch vor Tagesanbruch gegen die Franzosen aus, und nöthigten sie nach einer heftigen Kanonade mit beträchtlichem Verlust zum Rückzug. Was den Ausschlag gab, war, daß eine österreichische Truppenabtheilung bei Gründels den Franzosen in den Rücken fiel, wobei ein junger Isnyer Bürger, der oben (S. 191) erwähnte Kunstgärtner Loher, die Truppen auf Seitenwegen durch die Bodener Waldung führte. Kaiser Franz ehrte das Verdienst des unerschrockenen Führers durch eine goldene Medaille.
  2. Die Regimentsordnung datirte sich vom 12. Mai 1729, und war die im demokratischen Sinn modificirte Wahlordnung K. Karls V., deren Instrument im großen Brand 1631 verloren gegangen war.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_209.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)