Seite:Oberamt Wangen 215.jpg

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1775–90 ausgeführt. Die Gemeindebürger leben in mittlerem Wohlstande. Auch der Gewerbsbetrieb ist nicht ganz unbedeutend. Da Neuravensburg früher eine besondere Herrschaft bildete, so hatte es eine eigene Zunftlade und die Gewerbe sind ziemlich vollständig besetzt, wiewohl nur auf das eigene Bedürfniß beschränkt. Daß die sehr frequente Straße von Wangen nach Lindau mitten durch den Bezirk führt, ist ein günstiger Umstand, und bringt namentlich in die Wirthschaftsgewerbe einiges Leben. Von Wasserwerken verdienen zwei Eisenhämmer und zwei Mahlmühlen Erwähnung. Sennereien gibt es drei. Durch den unten anzuführenden Kaufsvertrag sind sämmtliche grundherrliche, Patronats- und andere Rechte an den Staat übergegangen. Die Zehntverhältnisse betreffend, so bezahlt die Pfarrgemeinde Roggenzell (nach ihrem früheren Bestand, wonach die Parzellen Föhlschmitten, Grub und Mindbuch noch zu ihr gehörten) aus vertragsmäßigem Zeitpacht ein Geldsurrogat an den Staat von 1212 fl. In der Pfarrgemeinde Schwarzenbach ist die Pfarrei zehntberechtigt, mit Ausnahme der eben genannten drei Parzellen. Heu- und Blutzehnten werden nicht gereicht. Die Gemeinde theilt sich in die zwei Pfarrsprengel Roggenzell und Schwarzenbach so, daß zu den ersteren Neuravensburg, Bettensweiler, Dabensweiler, Hub, Hüttenweiler, Kocherbauer, Moos, Reute, Ried, Roggenzell, Strohdorf und Trollenhof, zu der letzteren Dametsweiler, Degetsweiler, Engetsweiler, Föhlschmitten, Grub, Mindbuch, Schwarzenbach und Untermooweiler, je mit ihren Nebenparzellen gehören. An jedem der beiden Pfarrsitze befindet sich die Schule für den Pfarrsprengel. Jede der genannten Parzellen bildet eine eigene Markung mit Ausnahme des Weilers Kocherbauer und des Hofs Trollenhof.

  • 1) Neuravensburg, kath. Dorf mit 110 Einw., nebst der Mahlmühle Hagmühle mit 8 Einw.

Neuravensburg liegt zwei Stunden südwestlich von Wangen an der Landstraße von da nach Lindau, am Fuß des steilen Hügels, der das jetzt zum Abbruch bestimmte alte Schloß trägt, von welchem das Dörfchen seinen Namen hat. Diese Burg ist auch jetzt noch, nachdem die Dächer des Thurms und des Schloßgebäudes abgetragen sind, eine Zierde der ganzen Gegend, und es ist zu bedauern, daß man vielleicht in Kurzem ihre Spur vergeblich suchen wird. Von der Zinne des sehr hohen Wartthurms hatte man eine unvergleichliche Aussicht über die ganze Landschaft, besonders aber nach der Bodenseegegend und den Schweizeralpen. In alten Zeiten lag um den Schloßberg her ein Städtchen, das aber zerstört wurde, wie aus dem Folgenden ersehen werden wird. Die Erbauer und ersten Besitzer der Burg sind unbekannt, doch dürften dieß die


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)