Seite:Oberamt Wangen 224.jpg

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wenigstens finden wir schon 1290, daß Truchseß Eberhard als Schirmvogt einen Streit zwischen Stadt und Kloster beilegt. Die genannten beiden Grafen von Vöringen und Nellenburg waren um jene Zeit so sehr herabgekommen, daß sie sich, urgente onere debitorum, 1306 (Urk. Konstanz III. Non. Sept.) entschließen mußten, die verpfändete Herrschaft Trauchburg mit der Stadt Isny und der Schirm- und Kastenvogtei des Klosters an Truchseß Eberhards Sohn, Johann von Waldburg um 190 Mark Silbers käuflich zu überlassen. Von da an blieb das Haus der Truchsesse von Waldburg bis auf unsere Tage im Besitz von Trauchburg, wiewohl dieser Besitz von einem Zweige der Familie auf einen andern überging. Nach dem Tode Johanns (1338) erhielt sein Sohn Otto die Herrschaft, allein mit Otto II. Tod in der Schlacht bei Sempach 1386 starb diese Linie aus, und Trauchburg fiel der noch jetzt blühenden Waldburgischen Linie zu. Bei der Theilung sämmtlicher Truchsessischen Besitzungen im J. 1429 unter die drei Söhne Johanns des Jüngeren fiel Trauchburg Jakob, dem ältesten, zu. Dessen Nachkommen blieben im Besitz, bis im J. 1772 diese Linie mit Franz Karl, Fürstbischof von Chiemsee, ausstarb, wo denn die Herrschaft an das gräfliche, nunmehr fürstliche Haus Waldburg-Zeil kam, welchem sie noch jetzt zugehört. Schon im J. 1760 hatten die beiden letzten Zweige der Jakobinischen Linie, obiger Fürstbischof und Graf Georg Leopold zu Friedberg-Scheer, ein gegenseitiges Testament errichtet, daß, auf den Fall ihres Absterbens ohne Leibeserben, die Kinder des Grafen Fr. Anton von Waldburg-Zeil, deren Mutter Maria Anna, eine Tochter des Grafen Friedrich Marquard von Friedberg-Scheer-Trauchburg war, Trauchburg erben sollten. Dagegen verwahrten sich die Agnaten; doch kamen sie nach Graf Leopolds Tod (1764) dahin überein, daß dem Graf Fr. Anton und dessen Erben die Reichsgrafschaft Trauchburg mit der Kastenvogtei des Kl. Isny, die Reichslehen des Forstes, das österreichische Lehen des Schlosses und Weilers Trauchburg sogleich zufallen sollen. Graf Anton empfing auch 1768 die österr. Lehen und der Fürstbischof überließ ihm den 24. Okt. 1768 mittelst Schenkung unter Lebenden die ganze Herrschaft, und von nun an schrieben sich seine Nachkommen von Waldburg-Zeil-Trauchburg oder v. W.-Zeil und Trauchburg.[1]


  1. Außer den Dynasten, den Grafen von Vöringen, und nachmals den Truchsessen, befanden sich im Umfange der Herrschaft noch mehrere Adelige, die von Rohrdorf, Sommersbach, Enkenhofen, Dengeltshofen, Christianih (Christatzhofen?), vor allen aber eine adelige Familie, die sich von Trauchburg schrieb, und die nach dem Vorgange von Pappenheims Chronik fast allen neuern Geschichtschreiber als Besitzer von Trauchburg durch Belehnung von den Grafen von Vöringen und als einen Zweig des Waldburgschen Hauses, jedoch irrig, annehmen. Nach den Annalen des Klosters Isny und dessen Urkunden war das erste bekannte Haupt dieser adeligen Familie ein Walter von Rotinberg und Honegg, dessen Söhne Adilbert und Walter sich noch 1166 von Rotinberg schrieben. Alberts Söhne waren Bertold, Heinrich und Adilbert der Priester von Rohrdorf, zugleich Pfarrer in Friesenhofen und Engeratzhofen († 1187). In zwei Urkunden von 1171 und 1173 schrieben sie sich Bertoldus de Truchburg et frater ejus Henricus de Hohinegge, und Adilbertus presbyter de Rordorf frater Bertoldi et H. Kinder Heinrichs oder Bertolds waren 2 Söhne mit gleichen Namen, von welchen Heinrich als Knabe 1189 starb. In dem Vergleich zwischen Kempten und Isny (Leutkircher Urkunde 1239) waren Bertold und Rudolf die Edeln (nobiles) von Trauchburg Zeugen. Diese zwei Brüder erscheinen auch 1266 auf einer Konstanzer Urkunde. Später finden wir einen Heinrich (1347), und (1350) denselben mit seinem Bruder Bertold im Besitze einiger Güter in Beuren und Holzleute, so wie 1365 einen Konrad und 1392 einen Bertold miles de Truchburg. Diese Zusammenstellung zeigt, daß diese Trauchburg nie Truchsessen noch Grafen, sondern nur nobiles und milites sich nannten, daß sie ursprünglich von Rotinberg herstammten und als Ministerialen der Grafen von Vöringen-Nellenburg und vielleicht später der Waldburg sich, wie häufig, nach der Burg derselben, Trauchburg schrieben; während die Waldburg sich immer nach dieser ihrer Burg benannten und seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts den Namen Truchsessen führten, woraus sich ergibt, daß beide zwei ganz verschiedene Familien waren. Vgl. des Herrn Domkapit. von Vanotti Geschichte der Fürsten von Waldburg in den württ. Jahrb. 1834. S. 153 f.
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Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_224.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)