Seite:Oberamt Wangen 247.jpg

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nur die Südgrenze. Die Ansicht der Gegend hat von der, Rohrdorf westlich gegenüber liegenden Höhe, Kleingehren, etwas Großes. Getreidebau, Viehzucht, auch Holzhandel erhalten die Gemeindeglieder in einem Wohlstand, der von keiner der übrigen Gemeinden des Oberamts übertroffen wird. Der Gewerbfleiß aber ist höchst unbedeutend. Die Vereinödung ist in Rohrdorf 1736, in Schwenden 1772, in Aigeltshofen und Rengers aber erst 1804 und 1805 eingeführt worden. Die Landstraße von Isny nach Leutkirch führt mitten durch den Bezirk. Da die Gemeinde einen Bestandtheil der Grafschaft Trauchburg ausmacht, so ist der Fürst von Waldburg-Zeil Grundherr. Ein großer Theil der Lehengüter (31) gehörte dem Kloster Isny, die jetzt sammt dem Groß- und Kleinzehntrecht im ganzen Bezirk auf den Grafen von Quadt übergegangen sind. Der Novalzehnt ist grundherrlich. Für die ganze Gemeinde besteht Pfarrkirche und Schule in Rohrdorf.

  • 1) Rohrdorf, kathol. Pfarrdorf mit 170 Einw., nebst Bach, Hof mit 6 Einw. Rohrdorf liegt 53/4 geogr. Stunden von Wangen am Fuß des Gebirgs, wo der Rohrdorfer Tobel in die fruchtbare Ackerfläche ausmündet, durch welche sich die Landstraße von Isny nach Leutkirch zieht. Auf dem Gebirge will man noch Überreste von Schanzen und Befestigungen wahrnehmen, und wirklich scheint der Name Heidenkapf, welchen der nördlich von Rohrdorf gelegene Berg trägt, auf römische Anlagen hinzudeuten (s. oben S. 111). Nach der Isnyer Chronik ist Rohrdorf ein sehr alter Ort, in dessen Kirche, als die älteste der ganzen Umgegend, selbst Isny eingepfarrt war. Diese Pfarrkirche (angeblich zuerst dem H. H. Germanius und Vedastus, nach ihrer Restauration 1501 aber dem H. Remigius und H. Cyriacus geweiht) liegt frei auf einer Anhöhe und ist von alter Bauart. In den Jahren 1163–87 war Adilbert von Trauchburg Pfarrherr daselbst. Nach dessen Tod inkorporirte (laut Urk. gegeben zu Werd 1189) K. Friedrich I. die Pfarrstelle dem Kloster Isny ad mensam abbatis, und befahl, daß das Frauenkloster, welches sich in Isny befand, nach Rohrdorf versetzt werde, s. oben S. 198. Von jetzt an wurde die Gemeinde vom Kloster aus pastorirt. Hundert Jahre später (1289) erlaubte Rudolf, Bischof von Konstanz, dem Kloster, ungeachtet eines dagegen ergangenen Diöcesanbeschlusses, die Kirche fortwährend durch einen Konventual versehen zu lassen. Nach Aufhebung des Klosters wurde die Pfarrstelle von dem Grafen von Quadt, als nunmehrigem Patron, redotirt. (Ihre weiteren Fil. außer dem Gemeindebez. s. bei Großholzleute, Vorst. Isny und Neutrauchburg.) Der unzulängliche Kirchenfonds besteht nur aus 1300 fl. Kapital. Die Baulast der Kirche und Pfarrwohnung ruht auf dem Großzehntherrn; an den Kultkosten trägt subsidiär die

Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung_des_Oberamts_Wangen: Beschreibung des Oberamts Wangen. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1841, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Wangen_247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)