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Elisabeth, Gemahlin Johanns


Gipsabdruck German. Nationalmuseum Nürnberg.     Ohne Datum- und Provenienzangabe, No. 9707.

Unter Baldachin sitzende, gekrönte Frauengestalt, in der Linken den Reichsapfel haltend, die Rechte an die Brust gedrückt. Rechts ein Adlerschild, links ein Schild mit dem böhmischen Löwen (I, Taf. 49, 4).


Ludwig IV., der Bayer


1. Or. Reichsarchiv München.     1310 Febr. 14.     Abb. Mon. boica 9 Taf. 1 No. 1.

Herzogssekret. Ein Rautenschild (I, Taf. 50, 1).

Vorkommen: 1305–13.


2. Or. Reichsarchiv München.     1311 Juni 15.

Reitersiegel als Pfalzgraf vom Rhein und Herzog von Bayern. Auf der Pferdedecke vorn und hinten je ein Löwenschild, in der Rechten die Fahne, am linken Arm ein Schild mit dem Ordenskreuze (I, Taf. 50, 2).


3. Or. Reichsarchiv München.     1311 Aug. 10.

Reitersiegel als Pfalzgraf vom Rhein und Herzog von Bayern. Armschild gerautet, auf der Decke zwei Schilde mit dem Löwen. Im gesternten Felde oberhalb der Vorderfüße des Pferdes zwei mit den Stielen gegeneinandergestellte Kleeblätter, unterhalb der Füße eine Lilie, hinter dem Schwänze ein dreiblätteriger Zweig. Der Helm mit Büffelhörnern, die mit Lindenblättern besteckt sind (I, Taf. 50, 3).

Vorkommen: 1295–1314. Noch als König bediente sich Ludwig dieses Siegels im November 1314.

Vgl. II. 5 Beurkundung und Besiegelung.


4. Or. Reichsarchiv München.     1314 März 19.

Herzogssekret. Auf dem Helme sitzt ein gekrönter Löwe (I, Taf. 50, 4).


5. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 2321.     1324 Aug. 7.     Abb. Heffner VIII. 70.

Königliches Thronsiegel. Der König, mit Laubkrone, auf dem Throne, auf Kissen sitzend; die Rücklehne niedrig, mit vielen Spitzbögen, auf beiden Seiten Pyramiden. In der Rechten das Laubzepter, in der Linken der Reichsapfel, stets mit Kreuz (I, Taf. 50, 5).

Erscheint zuerst 25/11 1314. Schaus, Zur Diplomatik Ludwigs des Bayern, S. 8.


6. Or. Reichsarchiv München.     1325.     Abb. Mon. boica 9 Taf. 1 No. 5. Erw. Heffner No. 92.

Königliches Sekret. Ein Adler auf dreieckigem Schilde (I, Taf. 50, 6).

Erscheint zuerst 23/11 1314. Schaus a. O. S. 8.


7. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1338 Sept. 20.     Abb. Heffner X. 71. 72.

Kaiserliches Thronsiegel. Der Kaiser sitzend auf einer lehnlosen Bank, in vollem Krönungsornat, auf dem Haupte die Kaiserkrone, der Mantel mitten über der Brust durch eine Agraffe zusammengehalten. Über dem Gürtel kreuzen sich die Bänder der Stola. In der Linken hält er den Reichsapfel mit Kreuz, in der Rechten ein Adlerzepter. Zu beiden Seiten der Figur treten Adler hervor. Die beiden Tiere wenden den Kopf zur Figur des Herrschers, die Krallen setzen sie auf die beiden Löwen, denen der thronende Kaiser die Füße auf den Nacken drückt.

Alle Abdrücke rühren von einem Stempel her, dessen Kreuz auf dem Reichsapfel allerdings sehr fein und daher nicht überall scharf ausgeprägt ist. Es scheint vom Siegelstecher vergessen und nachträglich flüchtig hinzugefügt zu sein. Danach ist zu berichtigen Heffner a. O. und Kuli, die Münzen, Medaillen und Siegel Kaiser Ludwigs des Bayern (Mitteil. der Bayer. Numismat. Ges. 6, 31), der für das Thronsiegel zwei Siegelstempel annimmt, einen ohne Kreuz, einen anderen mit Kreuz auf dem Reichsapfel. Vgl. Sybel und Sickel a. O. Text. 315.

Für den Beweis, daß auch das Thronsiegel in Italien und nicht in Deutschland geschnitten wurde, bietet das Steinrelief im Rathause zu Nürnberg eine gute Stütze. Für jenes, eine Darstellung des thronenden Kaisers Ludwig, diente nämlich das kaiserliche Thronsiegel zweifellos als Vorbild. Das Siegel ist bestimmt datiert (1327/28). Das nürnberger Relief wird um 1340 angesetzt. Um diese Zeit wurde der 1332 begonnene Rathausbau, für den es bestimmt war und wo es seine erste Aufstellung fand, vollendet. Die naturalistische Wiedergabe und lebendige Symbolisierung der Wappentiere läßt sich nur mit der Darstellung auf dem italienischen Kaisersiegel Heinrich VII. (No. 4) vergleichen. Der Unterschied wird klar, wenn man das nürnberger Relief (abgebildet Haberditzl a. O. Taf. IV, 11) dagegen hält. Die Komposition ist übernommen, wenn auch in einigen Details verändert. Auch das Rücksiegel muß, wenn sich auch kein bestimmtes Vorbild nachweisen läßt, nach einer antiken, römischen Vorlage geschnitten sein. Vgl. Haberditzl a. O. 647, 649 (I, Taf. 51, 1).

Das Rücksiegel:

Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 2810.     1338 Juni 2.

zeigt einen einfachen, nach rückwärts sehenden Adler, in Urkunden genannt: widersehender. Die Umschrift nach Psalm 57, 2: recta[1] judicate filii hominum. Es ist, vereinzelt im Notfalle, statt des Adlersekrets, selbständig in den Jahren 1337–1343 verwendet worden (I, Taf. 51, 2).

Vgl. II. 4. Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


8. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 2433.     1328 März 27.     Abb. Heffner X, 73, 74.

Kaiserliche Goldbulle. Der Avers schließt sich in der Darstellung des von Löwen flankierten Thronstuhles eng an das Vorbild der kaiserlichen Goldbulle Heinrichs VII. (I, Taf. 47, 3. 4) an, die Wiedergabe der Herrscherfigur ist identisch mit dem kaiserlichen Thronsiegel Ludwigs (I, Taf 51, 1. 2).

Der Avers weicht völlig vom üblichen Stadtschema mit dem übereinandergetürmten, symmetrischen


  1. [266] lies recte statt recta.
Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0041.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)