Seite:Posse Band 5 0119.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Die Spuren des früher vorhanden gewesenen Königssiegels sind noch erkennbar. Vgl. Görz, Mittelrhein. Urkundenb. 2, 658. Vgl. S. 99 Pippin No. 1. (II, Taf. 42, 3).


2. Or. Staatsarchiv Coblenz.     1065 Aug. 30.     St. 2682.

Fälschung des beginnenden 12. Jahrhunderts mit gefälschtem Siegel, Nachahmung eines Siegels Lothars III.


3. Or. Stadtarchiv Goslar.     1071 Nov. 28.     St. 2749.

Fälschung des 12. Jahrhunderts. Das Siegel an Pergamentstreifen anhängend. Der König sitzend, auf dem Haupte eine Krone mit sechs Zacken; rechts das Adlerzepter, links der Reichsapfel mit sehr langem Kreuz, Zepter und Kreuz nicht vertikal, sondern schräg, nach dem Kopfe des Königs zu konvergierend. Umschrift in dicken, plumpen Buchstaben, ununterbrochen (II, Taf. 42, 4).


4. Or. Staatsarchiv Wien.     1072 Febr. 4.     St. 2755.

Siegel vielleicht Nachbildung von Heinrich II. 2 (I, Taf. 11, 2). König sitzend, rechts Lilienzepter, links Reichsapfel, auf dem Throne ein Polster mit zwei Wülsten (II, Taf. 42, 5).


5. Or. Generallandesarchiv Karlsruhe.     1074 Jan. 27.     St. 2771.

Nachzeichnung von Stumpf 2772 mit echtem Siegel Heinrichs IV. 4 (I, Taf. 16, 4) (II, Taf. 56, 2).


6. Or. Domstiftsarchiv Naumburg a. S.     1074.     St. 2775.

Die nicht kanzleigemäße Schrift gehört dem 12. Jahrhundert an. Das Siegel, ein Stück Wachs ohne Prägung, mit hohem Rande, ist unter der Datumzeile in der rechten unteren Ecke aufgedrückt. Ein Kreuzschnitt ist nicht vorhanden, man sieht vielmehr noch, daß in das Pergament ein Loch genau so hineingeschnitten worden ist, um die gleich anfangs vorhandenen größeren Ecken des hinteren Siegelteiles zum Zwecke der Befestigung hindurchschieben zu können. Auffällig ist es, daß jede Spur des Siegelbildes fehlt, da doch der hohe Siegelrand dasselbe hätte schützen müssen. Auch der Inhalt der Urkunde spricht gegen deren Echtheit. Vgl. Posse, Markgrafen von Meißen 175 Anm. 65 (II, Taf. 43, 1).


7. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden (Meiß. Dep. 8).     1074 Juni 29.     St. 2779.

Fälschung auf Grund echter Vorlage Mitte des 12. Jahrhunderts. Das Siegel, ein wenig scharfer Abdruck von Heinrich IV. 7 (I, Taf. 17, 3), aus der Kaiserzeit, eingelassen in eine ca. 30 mm starke Wachsmasse. Der Siegelzapfen ist nachträglich eingeschnitten, wobei das obere Ende des Umschriftkreuzes verloren gegangen ist (II, Taf. 43, 2).


8. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 33.     1081 März 18.     St. 2828.

Der Schrift nach (Abb. Sybel und Sickel, Kaiserurkunden 2, 25) ist die Urkunde eine sehr geschickte Nachzeichnung einer auch sonst bekannten Kanzleihand (St. 2762, 2824/26, 2860, 2863 u. a.). Palaeographische Eigentümlichkeiten gestatten den Schluß, daß sie im 12. Jahrhundert auf Grund echter Vorlage entstand. Das von den bekannten Königssiegeln abweichende Siegel ist sehr unförmlich, hat platten Rand, verrät überhaupt späteren Ursprung. Zudem ist es aus grünlichem Wachs hergestellt und scheint später in ein nicht durch Kreuzschnitt hergestelltes Loch eingeschoben. Nachbildung von Heinrich IV. 3 (I, Taf. 15, 1). Vgl. Posse, Markgrafen von Meißen, S. 189, Anm. 102 (II, Taf. 43, 3).


9. Or. Geh. Haus- und Staatsarchiv Gotha QQ I. g. 3 u. 4.     1089 Aug. 9. St. 2898; 1089 Jan. 2. St. 2892; 1103 Sept. 26. St. 2967.

Diese drei Siegel, sowie die Heinrichs V. St. 3074, 3075 (II, Taf. 45, 3. 4), 3096, 3118 (II, Taf. 46, 3. 4) an den gefälschten reinhardsbrunner Urkunden sind sämtlich nach einem Stempel Heinrichs V. 2 (I, Taf. 19, 2) gearbeitet. Der Stempel läßt sich noch am besten bei St. 3075 und 3118 erkennen. Der Kaiser sitzt in ganzer Figur auf dem Throne, Kopf en face, vom Gesicht und Bart ist nur bei St. 3118 ein wenig zu sehen. Die Krone ist mit drei Lilien besetzt, die aber gleichfalls nur St. 3118 etwas deutlicher werden. Von dem Gewände und den Thronverzierungen lassen sich nur noch wenige Umrisse erkennen; Polster und Fußschemel treten etwas mehr hervor. Der Kaiser hat in der Rechten ein Lilienzepter, in der Linken den Reichsapfel mit Kreuz. Die Umschrift läßt sich am besten mit der von Heinrich V. 2 (I, Taf. 19, 2) in Einklang bringen: † HEINRICVS D I GRA ROMANORVM III. (St. 3074, 3075, 3096, 3118: III) IMPR AVG. Der Stempel von St. 3118 zeichnet sich vor den übrigen dadurch aus, daß alle Teile des Bildnisses weit feiner und korrekter hervortreten, so besonders das Gewand, die Thronverzierungen und das Zepter, das sogar St. 3118 mehr senkrechter gehalten zu sein scheint u. a. m. Wahrscheinlich ist St. 3118 – sonst ziemlich die fehlerhafteste Urkunde – zuerst gearbeitet und mit einem leidlich guten Stempelinstrumente besiegelt worden. Dieses ist nachher verdorben, und daher rührt wohl in den übrigen Urkunden die rohere Ausprägung des Bildnisses her. Unzweifelhaft sind alle Siegel, auch das von St. 3118, unecht. Das ergibt sich schon aus den Besonderheiten der Umschrift, die in den echten Siegeln nicht nachweisbar sind. Außerdem aber kann die Mangelhaftigkeit der Bildnisse auch nicht bloß dem zerstörenden Einflüsse der Zeit zugeschrieben werden, es hätte sich doch wenigstens ein Stempel in ursprünglicher Frische erhalten müssen, wie es bei den echten Siegeln so häufig der Fall ist. Aber selbst der relativ beste Stempel, der von St. 3118, ist im Vergleich zum echten noch so roh und unvollkommen, daß er nicht aus der Kanzlei hervorgegangen sein kann. Vgl. Naudé a O. 26. 87. Diese Fälschungen sind offenbar nach 1227, jedenfalls noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden (II, Taf. 43, 4. 5; 44, 3).


10. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 35.     1091 Mai 17.     St. 2909.

Fälschung um die Mitte des 12. Jahrhunderts. Das Siegel ist ziemlich geschickt gefälscht nach Heinrich IV. 8

Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)