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5. Or. Staatsarchiv Wien.     1245 Juni.     BF 3483.

Unregelmäßig angehängte Goldbulle (= I, Taf. 30, 4, 5), die, worauf mich Herr von Siegenfeld aufmerksam machte, verglichen mit den echten Goldbullen Friedrichs II., einen sehr matten Abdruck darstellt und einen breiten Rand aufweist. Auch entspricht die matte Goldfarbe nicht der echter Goldbullen dieses Kaisers. Danach ist die Bulle ein durch Abschlag hergestelltes falsches Stück. Sie ist befestigt mit roten Seidenfäden gleich denen, womit die echte Goldbulle (I, Taf. 22, 3. 4) an die gefälschte Urkunde Friedrichs I. (St. 3754) zu gleicher Zeit mit BF 3483 befestigt wurde. Wegen der in den Jahren 1358–59 angefertigten Fälschung, vgl. Sybel und Sickel, Kaiserurk. in Abbildungen Taf. VI, 15, Text S. 136 (II, Taf. 50, 5. 6).


6. Gipsabdruck in der Siegelsammlung der Numismat. Gesellschaft zu Dresden.

Deutsches Königssiegel. Variante von I, Taf. 27, 6. Unterschiede: das Kreuz auf dem Reichsapfel stärker, die Blätter am Zepter zarter und kleiner, das Kreuz des letzteren tritt näher an das anders geformte S heran. Die Buchstaben der Umschrift haben teilweise andere Form, das X in REX ist kleiner (I, Taf. 27, 7).

Berichtigend bemerke ich, daß infolge eines Druckfehlers die Angabe entstanden ist, daß sich dieses Siegel an der Urkunde des Centraldeutschordensarchivs zu Wien 1215 Febr. 1. (BF 782) befinde. Es handelt sich hier augenscheinlich um eine auf Grund des echten Typus vollzogene Überarbeitung oder Fälschung einer Matrize, auf der dann der dresdener Gipsabdruck beruht. Wibel im N. Archiv 35, 254.


7. Gipsabdruck Sammlung der Numismatischen Gesellschaft Dresden.

Das Siegel befindet sich nicht, wie ich annahm, an BF 1599, sondern es handelt sich hier nicht um ein echtes Siegel (man vergl. E in FRIDERICVS und die schlechte Arbeit im allgemeinen). Wibel im N. Archiv 35, 254. (I, Taf. 29, 2).


8. Faksimile (verkleinert von 7,2 auf 5,7 cm) nach einem inzwischen verloren gegangenen Stempel.     Abb. Mitteil. des Inst. für österr. Geschichte 15, 486

Moderne Fälschung. Der Stempel tauchte Ende 1893 im Antiquitätenhandel in Italien auf, um alsbald in der Sammlung eines Käufers zu verschwinden. Die annähernd mit dem echten Typus (I, Taf. 29, 4) übereinstimmende Größe und Darstellung läßt gerade in den Abweichungen die Fälschung deutlich erkennen, wenn auch Winkelmann die Echtheit für möglich hielt. Mißverstanden ist die Darstellung des Thrones und die Form der Krone, der die regelmäßig auftretenden seitlichen Anhänger fehlen, und ganz verdorben ist die Kleidung. Da Winkelmanns von 7,2 auf 5,7 cm verkleinerte Abbildung aber auf einem Abdruck des angeblichen Originalstempels, nicht etwa einer schlechten Zeichnung danach beruht, so wird man die Fehlerhaftigkeit auch tatsächlich dem Stempel zuschreiben müssen, ebenso wie das schon von ihm vermerkte Versehen in der Umschrift, das aber nicht, wie er meint, auch auf einem echten Stempel vorkommen könne, sondern hier auf einer falschen Beobachtung an einem nicht gut erhaltenen echten Siegelabdrucke beruht. Der Stempelschneider erkannte nicht die zum Teil ligierten Buchstaben, die die Worte ‚imperator et semper‘ bilden, wobei ‚et‘ durch ein schlangenförmiges Abkürzungszeichen gebildet wird, sondern zog dieses Zeichen zum R, las das S für ‚et‘ und das ligierte MP für EP, so daß nunmehr ‚imperator[um] 7 sep[er] zu lesen ist Vgl. Wibel im N. Archiv 35, 255. (I, Taf. 30, 1).


9. Messingstempel in meinem Besitz.

Revers der ersten deutschen Königsgoldbulle = I, Taf. 28, 3. Moderne Fälschung, wie das vorige Siegel (IV, Taf. 82, 3).


Konrad IV.


Or. Geh. Haus- und Staatsarchiv Stuttgart.     1234 Mai 10.     BF 4521.

Fälschung, wohl erst 1260–70 geschrieben. Rotseidene Fäden, in einem Papiere Siegelreste von Heinrich VII. 3 = I, Taf. 31, 5. (II, Taf. 57, 3).


Wilhelm


1. Or. Kupferner Siegelstempel Staatsarchiv Haag.

Darstellung wie I, Taf. 35, 4. (II, Taf 50, 7) Handhabe = II, Taf. 50, 8.

Rücksiegel: Adler (II, Taf. 50, 9. Handhabe = II, Taf. 50, 10).

Bis jetzt hat sich keine mit diesem Stempel besiegelte Urkunde gefunden. Dieser Stempel wurde 1817 im Staatsarchiv deponiert und wohl in neuerer Zeit nach einem echten Siegel Wilhelms (I, Taf. 35, 4) gestochen, ohne daß man weiß, zu welchem Zwecke. Das Adlersiegel als Rücksiegel des Majestätssiegels kommt erst unter Heinrich VII. (I, Taf. 47, 2) auf. Vgl. auch Th. van Riemsdyk in Etudes archéologiques, linguistiques et historiques dediées à Mr. C. Leemans, Leiden 1885 (II, Taf. 50, 7–10).

Der Stempel, wie auch die Stempel Rudolfs I. (I, Taf. 41, 1–4) sollen übereinstimmend 1815 resp. 1817 gefunden oder schon vorhanden gewesen sein. Dieses auffällige zeitliche Zusammentreffen, sowie die ähnliche Arbeit legt den von Haberditzl (Mitteil. des Österr. Institus 29, 627) nicht gezogenen Schluß nahe, daß alle drei Stempel (und ebenso derjenige Ottokars von Böhmen, ebenfalls in Sigmaringen) aus derselben Fabrik stammen.


2. Or. Staatsarchiv Bremen.     1252 Sept. 29.     BF. 505.     Abb. Ehmck und v. Bippen, Brehmisches Urkundenb. 1, 597.

König Wilhelm, der am 20. Sept. 1252 (BF 5124 und 25) zu Nidda am Main und zu Mainz und 5. und 6. Okt. (BF 2126.27) zu Frankfurt urkundet, den wir am 25. und 29. Okt. (BF 5128/29) in Köln, am 21. Nov. (BF 5131) wieder in Mainz treffen, wo er auch schon

Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0124.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)