Seite:Posse Band 5 0190.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

majus und minus (III, Taf. 65, 5. 6; 67, 5), während das Secretum minus von Josef I. einen von Neu- und Altungarn gespaltenen Schild hat, dem der Herzschild Österreich aufgelegt ist (III, Taf. 72, 8). Letzteren haben auch das Secretum majus, minus und judiciale der Maria Theresia vor der Wahl ihres Gatten zum Kaiser (IV, Taf. 31, 1; 32, 2. 5).

Das erste ungarische Doppelsiegel aus der römischen Königszeit der Habsburger ist das Ferdinands I. (III, Taf. 26, 1. 2). Das Secretum minus (III, Taf. 33, 2) des Kaisers Maximilians II. aus derselben Zeit zeigt den einköpfigen Adler, dem der Schild = III, Taf. 24, 4 aufgelegt ist. Zu beiden Seiten des Adlerkopfes befinden sich die Buchstaben S–H (Sig. Hungariae).

Das ungarische Doppelsiegel der Kaiserzeit unterscheidet sich nur in wenigem von dem der römischen Königszeit, und zwar hauptsächlich durch die Umschrift des Averses und dadurch, daß an Stelle des einköpfigen der Doppeladler tritt (III, Taf. 27, 1. 2). Maximilian II. behielt diesen Typus des Thronsiegels bei (III, Taf. 33, 3; IV, Taf. 76, 1). Ebenso auch sein Thronfolger Rudolf II. (III, Taf. 39, 3. 4).

In ähnlicher Ausstattung wurde dann für Matthias im Jahre 1610 ein Doppelsiegel hergestellt (III, Taf. 44, 1. 2), das dessen Nachfolger Ferdinand II. und III. (III, Taf. 52, 1. 2; 58, 1. 2), Leopold I. (III, Taf. 66, 1. 2), Josef I. (III, Taf. 73, 1. 2) und Karl VI. (IV, Taf. 10, 1. 2) übernahmen, doch änderten sie mehrfach die Kopfpartie des Siegelführers und dessen Namen in der Umschrift.

Neue Stempel ließen Maria Theresia (IV, Taf. 30, 1. 2) – von Josef II. ist ein Doppelsiegel nicht bekannt – und Leopold II. (IV, Taf. 46, 2 bis 47, 1) anfertigen, des letzteren Stempel übernahm Franz II. (IV, Taf. 55, 1. 2).

Das größere Sekretsiegel (majus) für Ungarn des Kaisers Ferdinand I. (III, Taf. 28, 1) entspricht in der Wappenausstattung dem seiner römischen Königszeit (III, Taf. 25, 4). Hier ist entsprechend der Schild dem Doppeladler aufgelegt. Die Buchstaben S–H zu Seiten der Krone kennzeichnen das Siegel als ein ungarisches. Ein gleiches Siegel führten Maximilian II. (III, Taf. 33, 4) und Rudolf II. (III, Taf. 40, 1) seit dem Jahre 1571.

Unter Leopold I. (III, Taf. 67, 2. 3) – vermutlich sind die Siegel unter Matthias bis Ferdinand III. die gleichen geblieben – erscheint das größere Sekretsiegel vollständig verändert und ist so wohl auch unter Josef I. beibehalten worden, da Karl VI. (IV, Taf. 11, 2) den alten Stempel übernahm und nur den Herzschild, sowie einen Teil der Umschrift ändern ließ. Nach der Kaiserwahl ihres Gatten ließ Maria Theresia einen neuen Stempel herstellen (IV, Taf. 31, 2), einen neuen auch in ihrer Witwenzeit (IV, Taf, 32, 1), wie auch Josef II. (IV, Taf. 42, 1) und Leopold II. (IV, Taf. 47, 2) sich neuer und veränderter Stempel bedienten. Den Stempel des letzteren übernahm und führte Franz II. (IV, Taf. 56, 2) in der Zeit von 1801–1804, nachdem er von 1792–1801 sich eines neugestochenen, etwas kleineren Siegels bedient hatte (IV, Taf. 56, 1).

Das kleinere Sekretsiegel (minus) der Kaiserzeit für Ungarn ist in der gleichen Ausstattung wie das Kaisersekret der Reichskofkanzlei unter Ferdinand I. (III, Taf. 28, 2) auch von seinen Nachfolgern Maximilian II. (III, Taf. 33, 5), Matthias (III, Taf. 45, 3), Ferdinand II. und III. (III, Taf. 52, 3; 59, 1), Leopold I. (III, Taf. 67, 6. 7; 68, 1. 2) geführt worden. Es erhielt eine erneute Gestalt unter Karl VI. (IV, Taf. 11, 3), Maria Theresia (IV, Taf. 32, 3. 4), Josef II. (IV, Taf. 43, 1) und Franz II. (IV, Taf. 57, 1).

Auch das Gerichtssiegel (Sig. judiciale) ist ausgestattet wie das Kaisersekret der Reichshofkanzlei unter Ferdinand I. (III, Taf. 28, 3) und so von Maximilian II. (III, Taf. 33, 6), Rudolf II. (III, Taf. 40, 2–4), Matthias (III, Taf. 45, 4), Ferdinand II. und III. (III, Taf. 52, 4; 59, 2), Josef I. (III, Taf. 74, 2) benutzt worden. Das Siegel Karls VI. (IV, Taf. 11, 4) ist ausgestattet wie dessen kleines Sekretsiegel.

Das ungarische Ringsiegel (Sig. anulare) ist in der Zeit von Ferdinand I. bis II. quadriert von Ungarn und Böhmen und hat als Herzschild gespalten Österreich-Kastilien. So unter Ferdinand I. (III, Taf. 28, 4), Maximilian II. (III, Taf. 33, 7), Rudolf II. (III, Taf. 40, 5. 6), Ferdinand II. (III, Taf. 52, 5).

Nach dem Tode des Fürsten Michael von Siebenbürgen übernahmen die Habsburger mit Zustimmung der Stände von Siebenbürgen (1691) die Regierung dieses Fürstentums.

Da die Siebenbürgische Hofkanzlei erst am 31. Okt. 1695 installiert wurde[1], so wurden in Ermangelung einer solchen die Landesangelegenheiten bis dahin durch den österreichischen Hofkanzler erledigt, daher erhielten die Urkunden die Form der in Österreich üblichen Diplome, so daß auch zu deren Besiegelung die in jener Kanzlei verwendeten Stempel benutzt wurden (III, Taf. 68, 3). In der siebenbürgischen Hofkanzlei selbst kamen ein großes und ein Sekretsiegel zur Verwendung. Das große Siegel unter Leopold I. (III, Taf. 68, 4) wurde nach dem großen ungarischen Sekret (III. Taf. 67, 3) ausgestattet und ist auch mit Namensänderung von Josef I. übernommen worden (III, Taf. 74, 3). Einen neuen Stempel ließ Karl VI. (IV, Taf. 12, 1) mit Wappenänderung stechen, ebenso auch Maria Theresia vor der Wahl ihres Gatten zum Kaiser (IV, Taf. 33, 3), wobei als Herzschilde Österreich-Burgund und Siebenbürgen aufgelegt wurden. Dieses Wappenarrangement wurde auch nach der Kaiserkrönung für den Doppeladler verwendet (IV, Taf. 34, 3). Als Kaiserin-Witwe gestaltete sie das Siegel neu (IV, Taf. 34, 4), und auch Josef II. (IV, Taf. 43, 2), sowie Franz II. (IV, Taf. 57, 2. 3) ließen neue Siegel stechen.

Das Sekretsiegel der Hofkanzlei unter Leopold I. (III, Taf. 68, 5) entspricht dem Sekrete der


  1. Georg Müller, die Entwickelung der siebenbürgischen Gesetzgebungsformen in den Jahren 1690–1703 im Korrespondenzblatt des Ver. für siebenbürg. Landeskunde 30, 51.
Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0190.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)