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Wollte der Fälscher seine echte Vorlage des Siegels nicht berauben oder, weil ihm die Herstellung des Siegels durch Abdruck vom echten Siegel nicht bekannt war, so ist er zur Herstellung von Siegelstempeln geschritten, wozu er das echte Siegel als Vorlage benutzte[1]. Man wird hierbei in den seltensten Fällen an Metallstempel zu denken haben, zumeist genügte wohl für die Wachsabformung die in Gips oder Schwefel geformte Matrize.

Aber hierbei hat der Fälscher vielfach in der Auswahl der Vorlage fehlgegriffen, indem er das Siegel des gleichnamigen Vorgängers[2] oder Nachfolgers[WS 1]


was allerdings nicht entscheidend sein würde. Auch der Datumsort Guben trifft zu. Aber die äußere Einrichtung der Datierung, in der die Zahlen immer in Buchstaben gegeben werden und der auch die Regierungsjahre fehlen, ist auffällig, ebenso die ganze Erscheinung, der schmale Bug, die Einhängung des Siegels durch den Bug. Entscheidend aber ist, daß das Siegel rotes Rücksiegel hat, was man sonst nie bei den Hofgerichtssiegeln Karls findet, außerdem ist es auffallend dick und offenbar künstlich zusammengeklebt. Lindner a. O. 206.

  1. MR 72 (70) (II, Taf. 29, 2). Pippin. Fälschung 9. Jahrhundert. Siegel Nachahmung Karls des Großen (I, Taf. 1, 4). Vgl. S. 99.
    MR 100 (98) (II, Taf. 29, 3). Pippin. Fälschung 11. Jahrhundert. Siegel Nachahmung Karls des Großen (I, Taf. 1, 4). Vgl. S. 99.
    MR 614 (594) (II, Taf. 30, 7). Ludwig der Fromme. Plumpe Fälschung um 1100. Nachbildung des Siegels Ludwigs des Frommen (I, Taf. 1, 7). S. 102.
    MR 1829 (1780) (II, Taf. 32, 6). Arnulf. Fälschung aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Nachahmung eines Siegels Arnulfs (I, Taf. 5, 1). S. 104.
    MR 1841 (1792). Arnulf. Fälschung aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf Grundlage der Fälschungen MR 1830 (1781) und 1389 (1349) mit dem echten Siegel Arnulfs (I, Taf. 4, 7). S. 167.
    MR 1941 (1890) (II, Taf. 32, 8). Arnulf. Fälschung des 12. Jahrhunderts. Nachahmung eines Siegels von Arnulf (I, Taf. 5, 3). S. 104.
    St. 372 (II, Taf. 34, 3). Otto I. Moderne Fälschung Falkes Nachahmung von Otto I. (I, Taf. 7, 4). S. 105. 163.
    St. 946 (II, Taf. 35, 3. 4). Otto III. Fälschung des 12. Jahrhunderts mit an der unteren Ecke unregelmäßig angebrachter Bleibulle 4 (I, Taf. 10, 8. 9), die der Fälscher falsch nachbildete. Die Bulle wurde erst in den Jahren 1101–02 geführt. Vgl. S. 107.
    St. 1646 (II, Taf. 36, 6) Heinrich II. Fälschung des 13. Jahrhunderts. Siegel größer und roher ausgeführt als Heinrich II. 3 (I, Taf. 11, 3). S. 109.
    St. 1668 (II, Taf. 37, 3). Heinrich II. Fälschung 1177–84. Siegel Nachahmung von Heinrich II. 3 (I, Taf. 11, 3). S. 110.
    St. 1710 (II, Taf. 37, 5). Heinrich II. Fälschung 13. Jahrhunder auf radiertem Pergament. Das Siegel ist entsprechend der dieser Fälschung als Vorlage dienenden Urkunde Friedrichs I. (St. 3774), deren Siegel nachgeahmt. Vgl. S. 110.
    St. 1826 (II, Taf. 38, 4). Heinrich II. Grobe Fälschung der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Siegel Nachahmung vielleicht von Heinrich II. 2 (I, Taf. 11, 2). S. 110.
    St. 2162 (II, Taf. 39, 3). Heinrich III. Wohl Fälschung Anfang des 12. Jahrhunderts. Siegel Nachahmung von Heinrich III. 1 (I, Taf. 14, 1). S. 109. 112.
    St. 2259 (IV, Taf. 79, 6). Heinrich III. Fälschung des 11.–12. Jahrhunderts. Siegel schlechte Nachahmung von Heinrich III (I, Taf. 15, 1). S. 112.
    St. 2266 (II, Taf. 40, 4). Heinrich III. Fälschung vor 1227. Ungeschickte Nachahmung von Heinrich III. 2 (I, Taf. 14, 2). S. 112.
    St. 2407, 2408, 2408a, 2409, 2412, 2413 (II, Taf 41, 1) Fälschungen des 12. Jahrhunderts. S. 113. St. 2428 (II, Taf. 41, 2). Heinrich III. Fälschung des 11. Jahrhunderts. Siegel sehr geschickte, aber verkleinerte Nachahmung Heinrichs III. 5 ({{Posse|1|15|I, Taf. 15, 2). S. 113. 166.
    St. 2441 (II, Taf 41, 3). Heinrich III. Nachzeichnung zwischen Februar 1114 und Ende 1154 von St. 2442. Siegel geschickte Nachbildung von Heinrich III. 4 (I, Taf. 15, 1). Dieser Stempel wurde auch benutzt, um die der Siegel entbehrenden echten Urkunden Heinrichs IV. St. 2971 (II, Taf. 44, 4) und Heinrichs V. St. 3226 (II, Taf. 47, 4) wieder mit einem Siegel zu versehen. S. 113. 116. 117. 222.
    St. 2455 (II, Taf. 41, 4). Heinrich III. Fälschung des 12. Jahrhunderts. Siegel Nachahmung von Heinrich III. 1 (I, Taf. 14, 1). S. 114.
    St. 2488b (II, Taf. 41, 5). Heinrich III. Nachahmung von Heinrich III. 4 (I, Taf. 15, 1). Von dieser Urkunde existiert ein zweites textlich nur wenig abweichendes Exemplar mit echtem Siegel (I, Taf 15, 1). Dasselbe falsche Siegel ist auch für St. 2504 verwertet (IV, Taf. 80, 2). Der Schrift nach dürften beide Urkunden noch dem 11. Jahrhundert angehören. Vgl. S. 114.
    St. 2828 (II, Taf. 43, 3). Heinrich IV. Fälschung des 12. Jahrhunderts. Nachahmung von Heinrich IV. 4 (I, Taf. 16, 4). Vgl. S. 115 fälschlich Heinrich IV. 3 (I, Taf. 15, 1).
    St. 2909 (II, Taf. 44, 1). Heinrich IV. Fälschung Mitte des 12. Jahrhunderts. Siegel Nachahmung von Heinrich IV. 8 (I, Taf. 17, 4). Vgl. S. 115. 227.
    St. 2927 (II, Taf. 44, 2). Heinrich IV. Fälschung Mitte des 12. Jahrhunderts Heinrichs IV. Siegel Nachahmung Heinrichs IV. 7 (I, Taf. 17, 3). Vgl. S. 116. 227.
    St. 3024 (II, Taf. 45, 2). Heinrich V. Fälschung spätestens 12. Jahrhundert. Siegel Nachahmung Heinrichs V. 1 (I, Taf. 19, 1). Vgl. S. 116. 228.
    St. 3095 (II, Taf. 46, 2). Heinrich V. Fälschung 1116 oder kurze Zeit vorher. Siegel Nachahmung Heinrichs V. (I, Taf. 19, 2. 3). S. 111, 116.
    St. 3247 (II, Taf. 48, 1). Lothar III. Fälschung erstes Viertel des 13. Jahrhunderts nach Stempel 2 (IV, Taf. 74, 3. 4). Vgl. S. 117, 118.
    St. 3253 (I, Taf. 20, 2) Nachzeichnung. Stempel, abweichend von den sonstigen, kommt nur hier vor.
    St. 3750 (II, Taf. 49, 5). Friedrich I. Fälschung erstes Viertel des 13. Jahrhunderts. Siegel Nachahmung Friedrichs I. (I, Taf. 22, 1). Vgl. S. 118, 146.
    St. 4495 (II, Taf. 49, 7). Friedrich I. Fälschung des 13. Jahrhunderts. Siegel Nachahmung von Friedrich I. und Heinrich VI, (I, Taf. 22, 1). Vgl. S. 118, 148. 220.
    St. 4502 (IV, Taf. 82, 1). Friedrich I. Die Originalität der Urkunde ist sehr zweifelhaft. Das Siegel ist sicher gefälscht nach I, Taf. 22, 1. Vgl. S 118.
    St. 4995 (II, Taf. 50, 2) Heinrich VI Fälschung des 12.–13 Jahrhunderts. Siegel Nachahmung Heinrichs VI. (I, Taf. 23, 2). Vgl. S. 119.
    BF 1599 ({{Posse|2|50|II, Taf. 50, 3). Vgl. S. 119. 222.
    BF 5051 (II, Taf. 51, 1) Wilhelm. Fälschung um das Jahr 1300 nach Urkunde und Siegel Or Bremen. Nachahmung von Wilhelm (I, Taf. 35, 4). Vgl. S. 120.
    Siegel K. Leopolds I. an um die Mitte des 19. Jahrhunderts gefälschter Urkunde 1696 19. Januar (III, Taf. 67, 4). Das Siegel ist gefälscht nach III, Taf. 67, 3. Vgl. S. 79, 123.
    MR 1986 (1934) (II, Taf 33, 1). Ludwig das Kind. Angebliches Original des 12. Jahrhunderts. Plumpe Fälschung mit unechtem Siegel Ludwigs des Frommen (I, Taf. 1, 6). Vgl. S. 104.
    MR 299 (290) (II, Taf. 29, 6). Karl der Große. Fälschung der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Siegel Nachahmung Karls III. (I, Taf. 3, 5). S. 100. 104.
    MR 778 (753) (II, Taf. 30, 8). Ludwig der Fromme. Nachahmung des Siegels Ludwigs des Deutschen (I, Taf. 2, 7). Fälschung des 10. Jahrhunderts. S. 100. 102. 104.
    [230] St. 306 (II, Taf. 33, 7) Otto I. Urkunde Anfang des 13. Jahrhunderts. Siegel eine Fälschung nach Otto III. (I, Taf. 9, 6). Wibel im N. Archiv 36, 310, Anm. 1. S. 105.
    St. 1484 (II, Taf. 36, 3). Heinrich II. Fälschung Ende des 12. Jahrhunderts. Nach Stumpf „das Siegel dasjenige Kaiser Heinrichs VI.“, nach Hirsch, Jahrb. 2, 118, Anm. 6 und Foltz a. O. 3, 45 „ein den Zeiten Heinrichs VI. entsprechendes Siegel“. Da die Urkunde Ende des 12. Jahrhunderts gefälscht ist, so wird auch das Siegel seine Entstehung dieser Zeit verdanken. Auf ein Siegel Heinrichs VI. als Vorlage weisen nur die emporgehobenen Hände hin. Während dieser aber in der Rechten ein Zepter hält, führt unser Heinrich II. einen bis zum Boden herabreichenden Stab mit Knopf, wie unter Heinrich III. (I, Taf. 35, 1. 2). Aus einer Kombination von Siegeln dieses Herrschers und Heinrichs VI. als Vorlage ist unser Siegel entstanden. S. 109.
    St. 1770 (II, Taf. 38, 1) und St. 1797 (II, Taf. 38, 2). Heinrich II. Fälschungen 13. Jahrhundert. Siegel Nachbildung Heinrichs III. 1 ({{Posse|1|14|I, Taf. 14, 1). S. 110.
    St. 2520 (II, Taf. 42, 1). Heinrich III. Fälschung kaum vor Ende des 12. oder wohl erst 13. Jahrhunderts. Siegel Nachahmung Heinrichs V. (I, Taf. 19, 2). S. 114.
    St. 2892 (II, Taf. 43, 4); St. 2898 (II, Taf. 43, 5); St. 2967 (II, Taf. 44, 3), St. 3074 (II, Taf. 45, 3); St. 3075 (II, Taf. 45, 4); St. 3096 (II, Taf. 46, 3). Heinrich IV. Fälschungen c. 1227; St. 3118 (II, Taf. 46, 4). Heinrich V. Fälschung c. 1227. Der Stempel ist nach einem Siegel Heinrichs V. 2 (I, Taf. 19, 2) gearbeitet. S. 115. 116.
    St. 3014 und 3015 (II, Taf. 45, 1). Heinrich V. Fälschung c. 1116. Nachahmung von Heinrich V. 1 (I, Taf. 19, 1). S. 111. 116.
  2. [230] MR 166 (162) (II, Taf. 29, 4). Karl der Große. Fälschung der späteren Zeit des 12. Jahrhunderts, vielleicht über dessen Wende hinaus. Siegel wohl in Anlehnung an das Siegel Heinrichs III. (I, Taf. 15, 2). Vgl. S. 100.
  1. In der Vorlage existiert auf S. 230 zweimal die Anmerkung 2, wohl einmal die von der vorhergehenden Seite und die der Seite 230, aber keine Anmerkung 1.
Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)