Seite:Posse Band 5 0259.jpg

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2. Der mittlere Titel und das mittlere Wapen (Amts-Siegel); endlich

3. Der kleine Titel und das kleine Wapen (Hand-Siegel).

Nach den wiederholten allerhöchsten Verfügungen wird:

1. Der grosse Titel und Wapenschild gebraucht: bey allen Huldigungen, Hausverträgen, Besitznahmen oder Abtretungen, überhaupt bey allen feyerlichen und besonders wichtigen Anlässen im Innern der Monarchie. Bey allen Tractaten mit auswärtigen Staaten, Vollmachten, Creditiven und Recreditiven, Instructionen und Gesandtschaftspässen; dann von allen k. k. Consuln.

2. Der mittlere Titel und Wapenschild bey allen minder feyerlichen und aus dem Laufe der ordentlichen Administrationen herrührenden Kundmachungen, Verordnungen, Privilegien und anderen Concessionen, Regierungspässen usw. Auch wird dieses Wapen von allen privilegirten Orten, Fabriken usw. geführt.

3. Der kleine Titel und Wapen erscheint in allen von Allerhöchst Seiner k. k. apostolischen Majestät, Selbst gefertigten Requisitions-Notifications- oder confidentiellen Schreiben an auswärtige Fürsten; endlich auf sämmtlichen Münzen.

Die durchlauchtigsten kaiserlich-königlichen oder königlichen Prinzen vom Hause und Erzherzoge, führen (wenn Höchstdieselben mit andern Landen oder Würden versehen sind) die Wapen derselben im Hauptschilde. Im Mittelschilde jene von Hungarn, Böheim, Galizien und Oesterreich, im Herzschilde das dreyfach getheilte genealogische Wapenbild von Habsburg, Oesterreich und Lothringen. Der Hoch- und Grossmeister des ritterlichen deutschen Ordens führet übrigens auf Höchstseinem Wapenschilde das Ordenskreuz auf die bisherige Weise. Das ganze Wapenbild umfliegt der Erzherzogs-Mantel, zuoberst ruhet eine Bügelkrone (oder nach Umständen der Kurhut oder eine andere Zierde) darauf. Der Herzschild ist mit dem Erzherzoghute bedeckt.

In der Titulatur der durchlauchtigsten Erzherzoge erscheinet allemal zuerst jene eines königlichen Prinzen zu Hungarn und Böheim, Erzherzogen zu Oesterreich. Ein jeweiliger Kronprinz nennet sich: Von Gottes Gnaden, des österreichischen Kaiserthumes kaiserlichen, zu Hungarn und Böheim königlichen Kronprinzen, Erzherzogen zu Oesterreich etc. etc. Die übrigen höchsten Descendenten Seiner jetzt regierenden k. k. apostolischen Majestät, so wie jene Allerhöchstdero Nachfolger in der Regentschaft des Erzhauses aber: Kaiserliche Prinzen von Oesterreich, königliche Prinzen zu Hungarn und Böheim, Erzherzoge zu Oesterreich, wie solches durch die allerhöchste Pragmatikal-Verordnung vom 11. August 1804 festgesetzt ist.


1. Das grosse Wapen

bestehet aus dem grossen Rückenschilde, dem Hauptschilde, einem Mittelschilde und vier Nebenmittelschilden.

Der Mittelschild enthält das genealogische Wapen des Allerdurchlauchtigsten regierenden Kaiserhauses. Es ist von oben nach unten zwey Mahl getheilet. Zur Rechten der rothe gekrönte aufgerichtete Löwe von Habsburg, im goldenen Felde, in der Mitte, das nunmehrige Hauswapen, ein silberner Querbalken im rothen Felde. Zur Linken das herzoglich-lothringische Stammwapen, drey über einander gesetzte, gestümmelte silberne Adler, auf einem schrägrechts gezogenen rothen Balken.

(Das mittlere Feld verlieh 1191 Heinrich VI. nach einer denkwürdigen, unwiderlegten Ueberlieferung Herzog Leopold dem Tugendhaften von Oesterreich, babenbergischen Stammes, zur Verewigung des Heldenmuthes, den er bey der Belagerung von Ptolomais bewies, wo bey einem Ausfalle, sein ganzes weisses Panzerhemd, bis auf die Stelle, die sein Schwertgehänge bedeckte, vom Blute der Ungläubigen gefärbt war.)

In den vier Nebenmittelschilden des Hauptschildes sind die Königreiche Hungarn, Böhmen, Galizien und das mit königlichen Prärogativen versehene, souveraine Erzherzogthum Oesterreich, mit ihren Nebenreichen und Landen, ausgedrückt.

Das erste Haupt-Quartier zur Rechten besteht aus einem quadrirten Schilde, mit einem Mittelschilde; letzterer ist mit der hungarischen Königskrone bedeckt, und enthält das neue hungarische Wapen, ein silbernes, aus einer güldenen Krone hervorgehendes Patriarchenkreuz auf einem dreyfachen grünen Hügel. Das erste Quartier ist von Roth und Silber achtfach quer getheilt, (Alt-Hungarn) im zweyten, drey güldene gekrönte Leopardenköpfe im blauen Felde, wegen des Königreichs Dalmatien; das dritte ist von Silber und roth gewürfelt, wegen des Königreichs Croatien; das vierte blau, darin im grünen Felde ein rechtslaufender Marder zwischen zwey parallel laufenden silbernen Strömen, im obern Theile das silberne Sternbild des Mars, wegen des Königreichs Slavonien.

Das zweyte Haupt-Quartier, zur Linken, besteht aus einem, ein Mahl quer, dann oben ebenfalls ein Mahl, unten aber zwey Mahl der Länge nach getheiltem Schilde, mit einem Mittelschilde. Der Mittelschild ist mit der böhmischen Königskrone bedeckt, und hat im rothen Felde einen aufgerichteten doppelt geschwänzten, gekrönten silbernen Löwen, wegen des Königreichs Böhmen. Oben zur Rechten im blauen Felde, ein rechtssehender, von Silber und roth geschlachteter, gekrönter Adler, wegen des Markgrafthums Mähren. Zur Linken ein schwarzer, gekrönter rechtssehender Adler im güldenen Felde, auf seiner Brust ein silbernes, auf einem gleichen halben Monde ruhendes Kreuz. Der Mond endigt sich auf den Flügeln in Kleeblätter. (Herzogthum Ober- und Nieder-Schlesien).

Unten zur Rechten, im blauen Felde eine güldene Mauer, mit schwarzen Mauerstrichen, und drey Zinnen, wegen der Markgrafschaft Oberlausnitz, zur Linken, im silbernen Felde auf grünem Boden, ein rechtsgehender rother, am Bauche aber weisser Ochse,

Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)