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Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück)

Franziscaner in Spanien aufhalten zu dürfen, und sogar Empfehlungen an den Prior des Klosters ab, welches in der von Adelbert commandirten Grenzfestung bestehet. In diesem Kloster beschäftigt sich Guaston, unter dem Namen des Bruder Wilibald, mit Adelberts Beobachtung, die ihm desto leichter wird, da dieser als Protector des Klosters in selbigem fast täglich aus und eingeht, die ihm aber auch bald nicht mehr daran zweifeln läßt, daß Adelbert sich, und seine Moralität, durchaus verschlechtert hat, nicht mehr nach den edlen Grundsäzen des Bundes, sondern nach den verworfensten des Geizes, der Ehrsucht, der Tiranney, denkt und handelt. Leztern gemäß soll Theodor, Adelberts Neffe, zum Franziscaner-Profeß gezwungen, dessen Geliebte, Clara von Montlery, ihm entrissen, an Ludewig, Adelberts Sohn, verheyrathet werden, damit durch beyder Vermögen Adelbert sich bereichern, das Ansehen seines Hauses vergrößern könne. Von diesem Allen entgeht dem aufmerksamen Wilibald nicht das Mindeste. Er trifft aber im Stillen die kräftigsten Vorkehrungen, um iene Plane zu vereiteln; unterhandelt mit dem Commandeur einer nahe gelegenen französischen Festung über die Ueberrumpelung der spanischen, von Adelbert commandirten; verspricht Jenem, wenn er sie auf eine bestimmte Losung angreifen, und nach der Einnahme Adelberten an ihn als Gefangenen überlassen wolle, die Eröfnung der Thore an die Franzosen; verschafft sich unter der spanischen Garnison beträchtlichen Anhang; und kömmt mit diesen ganzen Arrangements zu Stande, als der lezte Tag vor Theodors Einkleidung zum Franziscaner schon angebrochen ist.

Unter allen diesen Premißen, die man aus der nachherigen Conversation erfährt, besonders aber unter denen zulezt bezeichneten Umständen, beginnt das Schauspiel auf der Bühne, und läuft durch lauter wichtige zusammengedrängte Handlungen bis ans Ende fort.

Wilibald entdekt sich und seine Plane an Theodor, mit dem Versprechen, ihn und Klaren zu retten, Beyde zu vereinigen. Auf Wilibalds Veranstaltung werden die Liebenden im Kloster zur Mitternachtszeit getraut. Es wird ein Brief ohne Unterschrift aufgefangen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Friedrich Ernst von Brawe (1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1.–13. Stück). Friedrich Hermann Nestler, Hamburg 1800, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1800)_Seite_204.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)