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und an solchen Tagen herrschte gar reges Leben und Treiben in Reinhardtswalde. –

     Bei dem Brande des Dorfes und des Gotteshauses 1429 blieb das wundertätige Gnadenbild unverletzt, und man erblickte es eines Tages droben in dem Geäst einer alten Linde in der Nähe des heutigen Wolmsdorfer Rittergutes. Es war auf wunderbare Weise gerettet worden.

     Jahre hindurch hing es nun auf jener Linde und war Wind und Wetter ausgesetzt. Da brachte man das Madonnenbild nach der Kapelle im Schlosse zu Kleinwolmsdorf. Hier blieb es Jahrzehnte hierdurch. Später kam es in die Kirche „Zu Unsrer Lieben Frauen“ zu Radeberg und blieb hier bis zu jenem furchtbaren Stadtbrande am 13. Juli 1714. Seitdem ist es spurlos verschwunden.


Die Wunderblume.

Zur Heidelbeerzeit war vor Jahren eine arme Frau mit ihren zwei Kindern, einem Knaben und einem Mädchen, im wüsten Dorfe, um Beeren zu sammeln. Frühzeitig waren sie von zu Hause dahin aufgebrochen, um den Tag recht ausnützen zu können. Als die Sonne am höchsten stand und den fleißigen Beerensammlern die Mittagszeit ansagte, sprach die Mutter zu den Kindern: „Nun wollen wir unser Mittagsbrot verzehren!“ Die Kleinen kamen schnell herbei, und die Mutter teilte unter sie die mitgebrachten Bemmen aus. Jedes erhielt auch ein Töpfchen Kaffee, den sie im Krug von zu Hause mitgenommen hatte. Wie das allen schmeckte! Die köstliche Waldluft hatte den Appetit gehoben. Fröhlich plauderten die Kinder und freuten

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Reinhardtswalder Sagenbüchlein. Buchhandlung Otto Schmidt, Arnsdorf in Sachsen 1924, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reinhardtswalder_Sagenb%C3%BCchlein_Fr._Bernh._St%C3%B6rzner_09.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)