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Die Insel.

Zwischen Arnsdorf und Reinhardtswalde breitete sich einst ein seeartiger Teich aus, der „Lange Teich“ genannt. Er reichte von der Arnsdorfer Mühle bis an das Teichhaus bei Kleinwolmsdorf. Dort ist heute noch der breite und hohe Damm zu sehen, der das Tal durchquert und den „Langen Teich“ westlich abschloß. Im Jahre 1815 wurde der Teich von dem damaligen Rittergutsbesitzer Christian Gotthelf Gutschmidt in Wolmsdorf trockengelegt und in Wiesenland umgewandelt.

     Mitten im „Langen Teiche“[1] war eine kleine Insel, auf der ein blockhausartiges Gebäude stand, das in Kriegszeiten als Zufluchtsort diente. An jene Insel, die der Zinn- und Bleirohrfabrik der Herren Kirchhoff & Lehr gegenüber im Wiesengelände liegt, erinnert heute ein großer, kreisrunder und mit Erlen und Gebüsch bedeckter Hügel. Auch Steine des alten Mauerwerkes sind noch vorhanden.

     Nach jener Insel flüchteten beim Nahen der Hussiten Frauen und Kinder aus Reinhardtswalde, wohin sie von den Männern auf Kähnen und Einbäumen gebracht worden waren. Zu ihnen herüber drang dann das Geschrei der Kämpfenden und das Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden. Von hier aus mußten sie auch sehen, wie ihr Dorf in Flammen aufging.

     Wenn die Röder, die den „Langen Teich“ speist und an dem Südrande der Insel hinfließt, einmal Hochwasser hat, dann ist das ganze Wiesengelände unter


  1. Ausführliches über den „Langen Teich“ und die Insel findet man in des Verfassers heimatkundlichem Werk: „Was die Heimat erzählt“, S. 48-51.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Reinhardtswalder Sagenbüchlein. Buchhandlung Otto Schmidt, Arnsdorf in Sachsen 1924, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reinhardtswalder_Sagenb%C3%BCchlein_Fr._Bernh._St%C3%B6rzner_19.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)