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Arnold Heinrich Sahme: Sammelband Predigten

Frage nicht zum Grund unseres Glaubens oder zur Seeligkeit/ und kan deßwegen ein jeder bey seiner Meinung gelassen werden/ indessen ist doch die andere Meinung viel erbaulicher und tröstlicher/ und nennet der Heil. Augustinus deßwegen die Narben der Wunden JEsu Sacra Lipsana, heilige Reliquien, ein heiliges Uberbleibsel/ und Bernhardus sagt/ daß sie seyn: Signa intercessionis, Zeichen der Fürbitte/ die der HErr JEsus bey dem himmlischen Vater einleget. Und fallen dieser Meinung nicht allein bey Ambrosius, Cyprianus, Anshelmus, Leo Magnus, Thomas, Beda, Rupertus, Cornelius à Lapide, Vincentius, sondern auch von den Unserigen Gerhardus, Backius, Chemnitius, Pfeiffer; ja es hält Beda nicht uneben dafür/ es wären die Wunden JESU dort in der Seeligkeit den Auserwehlten eine Anreitzung Christo dem Erlöser Lob und Danck zu sagen vor sein Leyden und Sterben. Also sind die allerheiligste Wunden JEsu von Anfang der Welt geliebet worden/ sie werden auch noch biß auf den heutigen Tag von allen Frommen geliebet/ und werden auch von ihnen in alle Ewigkeit geliebet werden!

[(15)] Nun eine solche Liebe gegen die allerheiligste Wunden JEsu findet sich auch GOtt sey ewig Danck! durch die Regierung und Erleuchtung des H. Geistes/ in meiner Seelen! Ich kan wol sagen/ daß ich mir nichts Schöners/ nichts Tröstlichers und angenehmers vorstellen kan/ als die liebwerthen und theuren Wunden JEsu/ daß ich auch täglich mit dem H. Augustino flehe: Scribe Domine JEsu vulnera tua in corde meo, pretioso sangvine tuo, ut legam in eis tuum amorem & tuum dolorem. Tuum amorem ad contemnendum omnem alium amorem praeter te; tuum dolorem ad subeundum omnem alium dolorem propter te. d. i. Mein HErr JEsu schreibe doch deine allerheiligste Wunden mit deinem theuren Blut in mein Hertz/ daß ich darinnen lese deine Liebe und dein Leiden. Deine Liebe/ damit ich alle andere Liebe ausser Dir verachte; dein Leyden/ daß ich auch um deiner willen alles Leyden standhafftig ertrage. Es ist diese Liebe gegen die allerheiligste Wunden JEsu so groß in meinem Hertzen/ daß ich davon/ wie dieses Buch zeiget/ offentlich reden und predigen müssen/ bloß

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Arnold Heinrich Sahme: [Sammelband Predigten.] Königsberg[?] [ca. 1717–1724], Seite 14–15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sammelband_Predigten_12.jpg&oldid=- (Version vom 15.7.2023)