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Arnold Heinrich Sahme: Sammelband Predigten

freylich meine Liebsten/ weil ich zu Euch sagen kan: Meine lieben Kinder/ welche ich abermahl mit Aengsten gebähre/ biß daß Christus in Euch eine Gestalt gewinne/ Gal.IV.19 Sind diejenigen uns die Liebsten/ die uns lieben und ihrer Liebe grosse und sichere Zeugnüsse ablegen/ so bleibet Ihr freylich meine Liebsten/ weil ich Eurer Liebe gnugsahm versichert bin: Ich habe eure Liebe alsobald erfahren bey dem Anfang meines Predigt-Ambts. Denn da mich der Allerhöchste GOtt recht wunderlich/ doch aber ordentlich und rechtmäßig Euch als einen Lehrer vorstellete/ nahmet Ihr mich so liebreich auf als einen Engel GOttes/ wie der Apostel Paulus von seinen Galatern rühmet cap.IV.14. Und diese Eure Liebe gegen mich hat sich nicht gemindert/ sondern mit den zunehmenden Jahren gemehret; denn ich kan wol mit Grund der Wahrheit sagen/ daß währender Zeit als ich bey Euch gewesen/ kaum eine eintzige Woche verflossen/ in welcher ihr mich nicht durch allerhand milde und güttige Wolthaten und Geschencke eurer Liebe und Wolgewogenheit versichert/ und daß nicht nur die Vornehme und Reiche/ sondern [(19)] auch diejenige/ welche vor der Welt eben nicht in so grossem Ansehen/ doch bey GOtt in desto grössern Ehren stehen/ dergestalt/ daß ich Euch sämbtlich vor der gantzen Welt zum Exempel einer liebreichen/ sehr wolthätigen und ihrem Priester zugethanenen Gemeine auffführen kan.

Wie hoch und sehr ich nun diese Eure Liebe und Güttickeit in meiner Seelen erkenne/ erkennet und weiß GOTT der Hertzens-Kündiger und Nieren Prüfer am besten/ denn eben diesem reichen u. Seegensvollen Vergelter trage ich Eure geist- und leibliche Wolfarth täglich in meinem andächtigen armen Gebeth vor/ und bitte daß Euch GOtt/ der da ist die selbständige Liebe/ wieder zeitlich und ewig lieben möge! Damit Ihr aber auch durch ein eusserliches Zeichen meiner schuldigen Gegen Liebe könnet versichert seyn/ so übergebe und schencke ich Euch allen ingesambt/ und einem jeden ins besondere diese Funffzehn Predigten von den allerheiligsten Wunden JEsu/ zu einem gringen doch immerwährenden Zeichen meiner gegen Euch/ vor so viele Liebes-Bezeigungen/

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Arnold Heinrich Sahme: [Sammelband Predigten.] Königsberg[?] [ca. 1717–1724], Seite 18–19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sammelband_Predigten_14.jpg&oldid=- (Version vom 15.7.2023)