Seite:Schiller Maria Stuart 015.jpg

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Elisabeth ist meines Stammes, meines
Geschlechts und Ranges – Ihr allein, der Schwester,
Der Königin, der Frau kann ich mich öffnen.

Paulet.
Sehr oft, Milady, habt ihr euer Schicksal
Und eure Ehre Männern anvertraut,
Die eurer Achtung minder würdig waren.

Maria.
Ich bitte noch um eine zweite Gunst,
Unmenschlichkeit allein kann mir sie weigern.
Schon lange Zeit entbehr’ ich im Gefängniß
Der Kirche Trost, der Sakramente Wohlthat,
Und die mir Kron’ und Freiheit hat geraubt,
Die meinem Leben selber droht, wird mir
Die Himmelsthüre nicht verschließen wollen.

Paulet.
Auf euren Wunsch wird der Dechant des Orts –

Maria (unterbricht ihn lebhaft).
Ich will nichts vom Dechanten. Einen Priester
Von meiner eignen Kirche fodre ich.
– Auch Schreiber und Notarien verlang’ ich,
Um meinen letzten Willen aufzusetzen.
Der Gram, das lange Kerkerelend nagt
An meinem Leben. Meine Tage sind

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Cottasche Buchhandlung, Tübingen 1801, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_015.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)