Seite:Schiller Maria Stuart 066.jpg

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Elisabeth.
Graf Bellievre, dringt nicht weiter in mich.
Nicht Zeit ist’s jetzt, ich wiederhohl es euch,
Die freud’ge Hochzeitfackel anzuzünden.
Schwarz hängt der Himmel über diesem Land,
Und besser ziemte mir der Trauerflor,
Als das Gepränge bräutlicher Gewänder.
Denn nahe droht ein jammervoller Schlag
Mein Herz zu treffen und mein eignes Haus.

Bellievre.
Nur dein Versprechen gieb uns, Königin,
In frohern Tagen folge die Erfüllung.

Elisabeth.
Die Könige sind nur Sklaven ihres Standes,
Dem eignen Herzen dürfen sie nicht folgen.
Mein Wunsch war’s immer, unvermählt zu sterben,
Und meinen Ruhm hätt’ ich darein gesetzt,
Daß man dereinst auf meinem Grabstein läse:
Hier ruht die jungfräuliche Königin.
Doch meine Unterthanen wollens nicht,
Sie denken jetzt schon fleißig an die Zeit,
Wo ich dahin sein werde – Nicht genug,
Daß jetzt der Segen dieses Land beglückt,
Auch ihrem künftgen Wohl soll ich mich opfern,
Auch meine jungfräuliche Freiheit soll ich,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)