Seite:Schiller Maria Stuart 085.jpg

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Wenn sich die Königin ihr genahet hat,
Denn Gnade bringt die königliche Nähe –

Elisabeth.
(nachdem sie den Brief gelesen, ihre Thränen trocknend)
Was ist der Mensch! Was ist das Glück der Erde!
Wie weit ist diese Königin gebracht,
Die mit so stolzen Hoffnungen begann,
Die auf den ältsten Thron der Christenheit
Berufen worden, die in ihrem Sinn
Drei Kronen schon auf’s Haupt zu setzen meinte!
Welch andre Sprache führt sie jetzt als damals,
Da sie das Wappen Englands angenommen,
Und von den Schmeichlern ihres Hofs sich Königin
Der zwei brittann’schen Inseln nennen ließ!
– Verzeiht Milords, es schneidet mir ins Herz,
Wehmuth ergreift mich und die Seele blutet,
Daß Irdisches nicht fester steht, das Schicksal
Der Menschheit, das entsetzliche, so nahe
An meinem eignen Haupt vorüberzieht.

Talbot.
O Königin! Dein Herz hat Gott gerührt,
Gehorche dieser himmlischen Bewegung!
Schwer büßte sie fürwahr die schwere Schuld,
Und Zeit ist’s, daß die harte Prüfung ende!
Reich’ ihr die Hand, der tiefgefallenen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)