Ich hoff’ es, meinen letzten Willen ehren.
Auch was ich auf dem Todeswege trage,
Gehöret euch – Vergönnet mir noch einmal
Der Erde Glanz auf meinem Weg zum Himmel!
(Zu den Fräulein.)
Dir, meine Alix, Gertrud, Rosamund,
Bestimm’ ich meine Perlen, meine Kleider,
Denn eure Jugend freut sich noch des Putzes.
Du, Margaretha, hast das nächste Recht
An meine Großmuth, denn ich lasse dich
Zurück als die Unglücklichste von allen.
Daß ich des Gatten Schuld an dir nicht räche,
Wird mein Vermächtniß offenbaren – Dich,
O meine treue Hanna, reizet nicht
Der Werth des Goldes, nicht der Steine Pracht,
Dir ist das höchste Kleinod mein Gedächtniß.
Nimm dieses Tuch! Ich hab’s mit eigner Hand
Für dich gestickt in meines Kummers Stunden,
Und meine heißen Thränen eingewoben.
Mit diesem Tuch wirst du die Augen mir verbinden,
Wenn es so weit ist – diesen letzten Dienst
Wünsch’ ich von meiner Hanna zu empfangen.
Kennedy.
O Melvil! Ich ertrag’ es nicht!
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_209.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)