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Ich hört’! und aus des Meeres leisen Wogen
     Erhob sich einer Stimme Silberton:
»Vernimm mich! Nie hat dich dein Herz betrogen,

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     Du liebest Wahrheit, und verdienst zum Lohn,

Daß dir die Hülle werd’ emporgezogen,
     Die alle Wesen bis zum lichten Thron
Der schaffenden Natur in Schatten hüllet;
Vernimm mich, und dein Herz wird dir gestillet.«

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Ich sah; und aus des Meeres zarten Wellen

     Hob eine Nymphe göttlich sich empor.
Ihr Antlitz schien die Dämmrung aufzuhellen,
     Bis an der Sonne goldnes Abendthor.
Die Wogen küßten sie mit sanftem Schwellen;

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     Um ihren Busen wallt’ ein reger Flor;

Sie sang; ein Saitenspiel von zarten Saiten
War schüchtern, ihre Stimme zu begleiten.

Sie sang: »Was rings dir deine Blicke zeigen,
     Was alldurchwallend die Natur bewegt,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1796. Neustrelitz: Michaelis, 1796, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1796_125.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)