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Hoffst du Labung ausser dir? Vergebens!

In dir fließt die Quelle schönes Lebens;
Schöpfe da, und fühle froh geschwellt
Deine Brust, dein Aug’ erhellt.

     Eine Stimme, tröstend im Versagen,

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Flüstert in die Seel’ ihm diesen Rath.

Nein! nicht länger will er schmachtend zagen:
Träume reifen zu Entschluß und That.
Muthig, was er liebt, sich zu erschaffen,
Schärft er seines Geistes goldne Waffen;

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Still verheißt dem Sinnenden die Kunst

Hülfe, statt der Götter Gunst.

     Jener Zaubrer wandelnder Gestalten,
Dädalus, erzog ihn einst für sie,
Lehrt’ ihn Bildung aus dem Stoff entfalten,

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Bis sie schön zum Ebenmaaß gedieh.

Gern besiegt von seines Meissels Schlägen,
Schien der starre Felsen sich zu regen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1797. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1797_131.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)