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Was sein Stahl dir liebend raubt, vergilt

Tausendfach das holde Bild.

     Wann Aurora kaum noch deine Weiße
Röthet, eilt der Künstler schon herzu,
Und ihn winkt von immer süßerm Fleiße

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Nur die Nacht gebieterisch zur Ruh.

Wann des Schlafes Arm’ ihn leis’ umfangen,
Spielt um ihn das schmeichelnde Verlangen,
Zeichnet sein gelungnes Werk der Traum
Dämmernd in des Aethers Raum.

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     Endlich geht die freundlichste der Sonnen

Ueber ihm, Vollendung bringend, auf.
Endlich, endlich ist das Ziel gewonnen,
Und die Palme kühlt des Siegers Lauf.
Vor ihm blüht das liebliche Gebilde,

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Gleich der Rose, die der Frühlingsmilde,

Welche webend, athmend um sie floß,
Kaum den Purpurkelch erschloß.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1797. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1797_136.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)