Seite:Taschenbuch von der Donau 1824 015.jpg

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Ort seiner Bestimmung zurück. Crescentia wurde sogleich heimberufen. Die Vorwürfe des Vaters, die Betrübniß der Mutter, und noch mehr der strenge Befehl, ohne Verzug die Stadt zu verlassen und ins älterliche Haus zurückzukommen, erfüllten sie mit Schrecken und Leid. Sie und die Tante baten um einen verlängerten Aufenthalt mit den flehentlichsten Worten und mit den reuvollsten Versprechungen; allein vergebens und wieder vergebens. Um nun den Briefwechsel in dieser verdrießlichen Sache schnell zu endigen, erschien der Vater unvermuthet selbst, sobald er abkommen konnte. Es war eine traurige Heimfahrt. Der Vater, voll Aergers, sprach wenig, und der Tochter war’s, wie wenn sie aus einem langen Traume erwacht wäre. Die rauschenden Zerstreuungen, die glänzenden Zirkel, das geschäftlose Freudenhaschen hatte nun ein Ende, und stach widrig für sie ab mit der häuslichen Stille eines Landstädtchens, und mit den gerechten Verweisen ihrer tiefgekränkten Aeltern. Was ihren Zustand noch unerträglicher machte, war die Nachricht, daß der Baron, welcher ihr so oft ewige Liebe geschworen hatte, sich über ihre Abreise gar leicht habe trösten können, und ihrer bereits in den Armen einer andern Auserwählten vergessen habe. Dazu kamen noch oft wehmüthige Erinnerungen an ihren verlornen Ferdinand, dessen Bild durch alles, was sie umgab, unwillkührlich ihrem Herzen

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_015.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)