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Jetzt fuhr der Wagen vor; da faßte mein Vater Louisen am Arm, und half ihr hinein mit den Worten: „Lasset es nun gut seyn, und denket an’s Wiedersehen.“ Wenige Augenblicke nachher war der Wagen um die Ecke gerollt.

Der Obervogt bewohnte nun mit seiner Gattin und mit Crescentien das obere Stockwerk des Hauses, und überließ dem Tochtermann den untern Theil. Die Ruhe behagte ihm übrigens nicht sehr, denn er war in seinem ganzen Leben ein thätiger Mann gewesen, jetzt aber mit seiner Zeit oft verlegen, und in die Amtsgeschäfte des Tochtermanns mochte er sich aus Grundsätzen nicht mischen. Seine Gesundheit fing an zu leiden, und die Aerzte erklärten seinen Zustand für einen Marasmus; ein halbes Jahr nach seiner Dienstentsagung war er eine Leiche. Wir weinten an seinem Sarge aufrichtige Thränen der Liebe, denn er war ein gerader Mann und ein zärtlicher Vater gewesen. Die Mutter griff der Tod ihres geliebten Gatten, mit welchem sie in der zufriedensten Ehe gelebt hatte, so heftig an, daß sie in stummem Schmerze dahinschmachtete, und wenige Monden nach seiner Beerdigung aus Kummer starb. Die guten Leute, unzertrennlich im Leben, waren es auch im Tode; ihre Hülle ruht neben der seinigen dem schönen Auferstehungstag entgegen.

Auf Crescentien machte der schnelle Tod ihrer Aeltern einen so herzzerreißenden Eindruck, daß sie beinahe

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)