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Die Unschuld mordet nimmer, Der dort rastet,
Dein Nachbar, o des Wunders! lügt nicht mehr.
Von Jenem wird kein Waisengut betastet,

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Und dieser winkt nicht volle Flaschen her.

Daß dort der Schlemmer ohne Murren fastet,
Zu glauben fällts wohl keinem Zweifler schwer.
Der Reiche hier, zum Ruhm ihm laßt michs sagen,
Drückt nur die Armen, die zur Gruft ihn tragen.

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Den Großen dort, ihn mahnten viele Schulden,

Und ach! zu viele blieben unvergnügt.
Doch mögen auch sich Tausende gedulden,
Wenn nur nicht Jeden eitle Hoffnung trügt!
Ihn zu bestatten, kostet manchen Gulden,

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Und – glaubt nicht, daß die ernste Muse lügt! –

Kein Krämer wird, kein Tischler wird betrogen,
Der Redner nicht, der ihm zum Preis gelogen.

Hier läßt ein Nimrod seine Hunde wedeln;
Ihn ruft zur Jagd nicht mehr das laute Horn.

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Mit Wappen prangen unbewußt die Edeln,

Den Eifrer reizt kein Widerspruch zum Zorn.
Vergessen hat der Sohn Merkurs das Trödeln;
Der Wuchrer fragt nicht mehr: Was gilt das Korn?
Die Lais, ach! geschmeichelt sonst von Allen,

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Gefällt nicht mehr, und will nicht mehr gefallen.


Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_220.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)