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Getöse über sich in der Luft hören. Das Nämliche hört man auch, wenn ein starkes Ungewitter, oder ein Sturm in der Nähe ist, oder wenn wieder Thauwetter eintritt. Besonders hört man ein Getöse, als ob ein fürchterliches Ungewitter los wäre, wenn das Eis losgehen will.

Früher stand auch eine Windmühle an dem Ufer des Arendsees. Als aber im Jahre 1685, am 25. November auf St. Catharinentag, sich plötzlich von Nordwesten ein starker Sturmwind erhob, und nun um zwei Uhr Nachmittag das Wasser des Sees mit großer Bewegung aufwärts stieg, da wurde diese Mühle mit dem Hügel, worauf sie stand, auf einmal in die Tiefe des Sees hinuntergerissen, so daß der Müller kaum Zeit hatte, mit seiner Magd herunter zu springen und sich zu retten. Die Stelle, wo die Mühle gestanden, bildet noch jetzt eine merkliche Bucht, und hat eine Tiefe von 20 Klaftern. - Der Müller hatte drei Nächte vorher, jede Nacht zweimal, vom See her eine Stimme gehört, die ihm zurief: Müller heraus, nur bald fort! - ohne daß er einen Menschen hatte sehen können. Kurz vor dem Beginn des Sturms aber hat die Mühle einige Male angefangen zu prasseln, als wenn Alles darin in Stücke zergangen wäre, und doch war nichts darin versehrt. Es ist daher auch noch lange Jahre in dem Städtlein Arendsee der 25ste November wie ein Bußtag begangen.

Beckmann histor. Beschr. v. Brandenburg. Th. 1. S. 1075-1080.


53. Der Mehlberg am Arendsee.

Am Arendsee in der Altmark bei dem Dorfe Schrampe, liegt ein Berg, der aus sehr feinem, mit weißen Spathflinkern vermischtem Sande besteht. Er wird von den Bewohnern der Gegend der Mehlberg genannt, und es geht die Sage, daß in ganz theuren Zeiten die armen Leute aus diesem

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_046.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)