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ihren Muth aus, besonders in dem Kampfe für den falschen Waldemar, an dem sie, trotz der Achtserklärung des Kaisers Carl des Vierten, die letzte der Brandenburgischen Städte, in unerschütterlicher Anhänglichkeit festhielt. Die Stadt Salzwedel gehörte zu den vorzüglichsten Städten des Hansebundes, und es floß lange Zeit in ihr der größte Reichthum unter den altmärkischen Städten zusammen. Von den Seehausern sollen ehedem Mehrere große Seereisen gemacht haben, um die Insel der Glückseligen aufzusuchen, die sie aber nicht gefunden haben sollen. Die Stadt Werben, in der Wische, einer sehr fruchtbaren Gegend, belegen, trieb früher einen bedeutenden Handel mit Weitzen, der dort zur Schiffahrt aufgespeichert, und erst, wenn er sehr theuer geworden, losgeschlagen wurde.


60. Der letzte Pfarrer in Krumke.

Das Dorf Krumke hatte früher seinen eigenen Pfarrer. Jetzt ist es ein Filial von Lossen. Der letzte Pfarrer lebte zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Er hatte eine sehr kärgliche Einnahme, und war ein alter, schwächlicher Mann. Wenn er in seiner Gemeine herumreisen mußte, so saß er auf einem alten zweirädrigen Karren, der mit Brettern benagelt und mit zwei Kühen bespannt war, denn ein Pferd hatte er nicht. Auch einen Knecht konnte er sich nicht halten, und darum mußte seine Tochter ihn fahren. Eines Tages, als er so von dem Dorfe Däsedau zurückkam, begegneten ihm schwedische Reiter. Die hielten ihn und sein Fuhrwerk an, und verlangten, daß seine Tochter ihnen zu Willen sein solle. Das Mädchen und der Pfarrer geriethen darüber in großen Schrecken. Er kletterte von seinem Karren herunter und fiel den Soldaten zu Füßen, ihr Mitleid anflehend. Anfangs half das nichts. Zuletzt aber sagten sie, wenn er ihnen sein ganzes Verdienst

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_053.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)