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20. Die geharnischten Männer zu Cüstrin.

Um Bartholomäi des Jahres 1555 erschienen auf dem Markte zu Cüstrin auf einmal zwei unbekannte, am ganzen Körper geharnischte Männer. Sie gingen allda lange herum, und gaben einander die Hände. Zu derselbigen Stunde sah man unterdeß am Himmel eine große Feldschlacht und hörte dabei oben in der Luft ein jämmerliches Geschrei und großes Getümmel. Nach einer guten Weile verschwand das Alles, die beiden geharnischten Männer mit großem Klagegeschrei. Man hat nicht erfahren können, was dieses zu bedeuten gehabt.

Andreas Angelus Annal. March. Brand. pag. 354.


21. Der Bärenskirchhof in Grimnitz.

Unfern des Schlosses Grimnitz in der Mittelmark befindet sich ein Platz, der rund herum mit Steinen besetzt ist, und der Bärenskirchhof genannt wird. Diesen Namen hat er von folgender Begebenheit erhalten:

Der Churfürst wollte einst eine Schweinejagd halten, und diese war schon mehrere Tage vorher angesagt. In der dritten Nacht vor der Jagd hörte auf einmal der damalige Haidereuter auf dem Schlosse, Namens Bärens, um Mitternacht auf dem Boden, wo er die Schweine körnte, eine Stimme, die rief: „Ist der Stumpfschwanz da? Der soll dem Haidereuter das Leben nehmen!“ Der Haidereuter achtete nicht darauf. Als er aber in der folgenden Nacht dieselbe Stimme nochmals hörte, erzählte er es dem Churfürsten, in der Meinung, daß irgend ein Hofbedienter ihn suche furchtsam zu machen. Der Churfürst befahl ihm, Niemandem von der Sache zu sagen, auch die kommende Nacht zu Hause zu bleiben. Dagegen schickte er seinen Büchsenspanner auf den Boden. Dieser hörte dieselbe Stimme.

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Jodocus Donatus Hubertus Temme: Die Volkssagen der Altmark. Nicolai, Berlin 1839, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Temme_Die_Volkssagen_der_Altmark_106.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)