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     XLVII.

     Es leuchtet meine Liebe,
In ihrer dunkeln Pracht,
Wie’n Mährchen traurig und trübe,
Erzählt in der Sommernacht.

5
     Im Zaubergarten wallen

Zwey Buhlen; stumm und allein;
Es singen die Nachtigallen,
Es flimmert der Mondenschein.

     Die Jungfrau steht still wie ein Bildniß,

10
Der Ritter vor ihr kniet.

Da kommt der Riese der Wildniß,
Die bange Jungfrau flieht.

     Der Ritter sinkt blutend zur Erde,
Es stolpert der Riese nach Haus;

15
Wenn ich begraben werde,

Dann ist das Mährchen aus.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Tragödien nebst einem lyrischen Intermezzo. Dümmler, Berlin 1823, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Tragoedien_nebst_einem_lyrischen_Intermezzo_108.jpg&oldid=- (Version vom 10.11.2016)