Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815) | |
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Und es geht ein Mann vorüber,
Der sich traurig zu ihm wendet:
„Störe nicht die Ruh der Todten!
Doch Durand, der junge Sänger,
Hat darauf kein Wort gesprochen,
Ach! sein Aug’ ist schon erloschen,
Ach! sein Herz ist schon gebrochen.
Wo unzähl’ge Kerzen glänzen,
Wo das todte Fräulein ruht,
Hold geschmückt mit Blumenkränzen:
Dort ergreifet alles Volk
Denn von ihrem Todtenlager
Sieht man Blanka sich erheben.
Aus des Scheintods tiefem Schlummer
Ist sie blühend auferstanden,
Wie in bräutlichen Gewanden.
Noch, wie ihr geschehn, nicht wissend,
Wie von Träumen noch umschlungen,
Fragt sie zärtlich, sehnsuchtsvoll:
Ja! gesungen hat Durand,
Aber nie mehr wird er singen,
Auferweckt hat er die Todte,
Ihn wird Niemand wiederbringen.
Wacht’ er auf und mit Verlangen
Sucht er seine süße Freundin,
Die er wähnt vorangegangen;
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0243.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)