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Mit mächtigem Gefieder
Er in die Luft sich schwang.
Da wollten seine Brüder
Ihm rauben den goldnen Fang.

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Doch keiner gewann’s von allen,

Das Ringlein fiel aus der Höh’.
Der Ritter sah es fallen
In einen tiefen See.

Die Fischlein hüpften munter,

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Zu haschen den goldnen Tand;

Das Ringlein sank hinunter,
Bis es den Blicken schwand.

„O Ringlein! auf den Triften,
Da äffen dich Gras und Blum’;

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O Ringlein! in den Lüften,

Da tragen die Vögel dich um.

O Ringlein! in Wassers Grunde,
Da haschen die Fische dich frei.
Mein Ringlein! ist das die Kunde,

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Die Kunde von Liebchens Treu?“
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)