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Des Morgens mit dem Frühsten steigt Eberhard zu Roß,

Gen Stuttgart fährt er wieder mit seinem reis’gen Troß,
Da kömmt des Wegs gelaufen der Zuffenhauser Hirt’;
„Dem Mann ist’s trüb zu Muthe, was der uns bringen wird?“

„Ich bring’ Euch böse Kunde, nächt ist in unsern Trieb

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Der gleißend’ Wolf gefallen, er nahm soviel ihm lieb.“

Da lacht der alte Greiner in seinen grauen Bart:
„Das Wölflein holt sich Kochfleisch, das ist des Wölfleins Art.“

Sie reiten rüstig fürder, sie sehn aus grünem Thal
Das Schloß von Stuttgart ragen, es glänzt im Morgenstral.

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Da kömmt deß Wegs geritten ein schmucker Edelknecht;

„Der Knab’ will mich bedünken, als ob er Gutes brächt’.“

„Ich bring’ Euch frohe Mähre: Glück zum Urenkelein!
Antonia hat geboren ein Knäblein, hold und fein.“
Da hebt er hoch die Hände, der ritterliche Greis:

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„Der Fink hat wieder Samen, dem Herrn sei Dank und Preis!“
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Uhland: Gedichte von Ludwig Uhland (1815). J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1815, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:UhlandGedichte1815_0325.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)