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     Doch jetzt auf einmal mit Betrübniß

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Denk’ ich der längstverstorb’nen Schaar;

Wie lodernd plötzliche Verliebniß,
Stürmt’s auf im Herzen wunderbar!

     Besonders sind es Julchens Thränen,
Die im Gedächtniß rinnen mir;

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Die Wehmuth wird zu wildem Sehnen,

Und Tag und Nacht ruf’ ich nach ihr! – –

     Oft kommt zu mir die todte Blume
Im Fiebertraum; alsdann zu Muth
Ist mir, als böte sie posthume

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Gewährung meiner Liebesgluth.


     O zärtliches Phantom, umschließe
Mich fest und fester, deinen Mund
Drück ihn auf meinen Mund – versüße
Die Bitterniß der letzten Stund!

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Vermischte Schriften. Erster Band. Hoffmann und Campe, Hamburg 1854, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vermischte_Schriften_153.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)