Seite:Vom Heerschilde 035.jpg

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Die Rechtsbücher sprechen diesen dem Könige zu, nämlich dem deutschen oder römischen Könige, welcher allein für ihren nächsten Gesichtskreis in Betracht kommt; auf die Stellung anderer Könige werden uns spätere Untersuchungen zurückführen. Die besondere Stellung des deutschen Königs als Kaiser liegt den Rechtsbüchern, welche überall zunächst nur das deutsche Königreich im Auge haben, ebenfalls ziemlich fern und wird nur selten von ihnen berührt. Es liesse sich nun immerhin die Frage aufwerfen, ob sich etwa anderweitige Anhaltspunkte finden, welche uns berechtigten, für die Heerschildsverhältnisse einen Unterschied zwischen Kaiser und König festzuhalten. Das dürfte entschieden zu verneinen sein. Dem gewählten und gekrönten Könige stand die volle Verfügung über das Reichsgut nicht allein in Deutschland, sondern, wenn das später auch wohl bestritten wurde, unzweifelhaft auch in Italien und Burgund zu; seine lehnrechtlichen Befugnisse wurden durch die Kaiserkrönung nicht erweitert. Es ist mir denn auch nur ein einziges Beispiel vorgekommen, dass ein solcher Unterschied geltend gemacht wurde. In dem Protokoll über die Belehnung des Pfalzgrafen Otto von Burgund durch, K. Adolph im J. 1293 heisst es, der Graf habe zunächst dem Könjge erklären lassen, quod ipse et predecessores sui comites Burgundie debent esse homines fideles sacri imperii et tenent ab ipso aliqua in feudum, non tamen tenentur facere homagium regibus Romanorum, antequam pervenerint ad sacr am imperii coronam; unde cum vos nondum eam susceperitis, vobis non tenentur facere homagium; sed quia idem comes optat gratiam et bonitatem vestram et vestrum honorem augere toto posse suo, ipse vult ex gratia, hac vice, vobis facere homagium et fidelitatem sub hoc conditione et protestatione, quod propter hoc non fiat ei, nec successoribus suis prasiudicium quantum ad hoc, quod ipse vel successores sui teneantur facere fidelitatem successoribus vestris regibus Romanorum antequam susceperint coronam imperii. Quibus propositis et protestatis d. dominus rex dixit, quod ei placebat, quod omne jus dicti d. comitis Burgundie esset

salvum; et tunc d. comes intravit homagium d. regis nomine

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Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)