Seite:Vom Heerschilde 077.jpg

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Den Interessen des Reichs musste der Grundsatz, dass deutsche Fürsten und Magnaten anstandslos Vasallen fremder Könige sein konnten, wenig entsprechen, auch wenn die höhere Verpflichtung gegen den römischen Kaiser und König vorbehalten wurde. Schon in karolingischer Zeit hatte man Bestimmungen zweckmässig gefunden, wonach der Vasall nur im Reiche seines Königs Benefizien haben sollte.[1] Allerdings waren auch Unterthanen und Vasallen fremder Könige zugleich Vasallen des Reichs; aber doch in der Regel nur wegen ihrer im Reiche belegenen Besitzungen; wenn der Graf von Champagne 1162 für eine Reihe nahe den Reichsgränzen, aber doch in Frankreich gelegener Burgen Mann des Kaisers wird, so gründete sich das auf ein besonderes Ausnahmsverhältniss.[2] Im allgemeinen ging man von dem Grundsatze aus, dass es nicht wünschenswerth sei, dass fremde Grosse Besitzungen im Reiche erwürben. Als es sich darum handelte, 1187 dem Grafen von Champagne das Erbe von Namur zuzuwenden: imperator — audientibus universis principibus et aliis viris nobilibus dixit et asseruit, quod dum ipse viveret comes Campaniensis vel aliquis potens Francorum princeps comiti Namurcensi in tantis bonis nequaquam succederet.[3] Und in einem auszugsweise vorliegenden Schreiben führt K. Friedrich 1220 unter den Gründen für Aufschub seines Kreuzzuges an: cum enim vidua ducis Lotharingiae cum comite Campaniae matrimonium contraxerit et praedictus comes, praeterquam alienigena sit, se proprio motu in possessionem feudorum imperii intromiserit, principes rogaverunt et etiam exigente iustitia requisiverunt, ut res ista, quae tantum ad honorem imperii spectabat, ante suum profectum convenienti fine terminaretur.[4] Konnte auch bei der so engen Begränzung der Erbfolge in deutsche Reichslehen ein nicht abzuweisender Rechtsanspruch fremder Grossen auf dieselben nicht erwachsen,

so mochte doch oft die Belehnung landrechtlicher Erben im

  1. Vgl. Waitz Verfassungsg. 4, 188. 221.
  2. Vgl. Ducange Dissert. sur l'hist. de saint Louis ed. Henschel 59. Huillard H. D. Introd. 269.
  3. Gislebert Hannon. ed. Duchasteler 162.
  4. Huillard H. D. 1, 805. vgl. Introd. 273.
Empfohlene Zitierweise:
Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_077.jpg&oldid=- (Version vom 12.2.2019)