Seite:Vom Heerschilde 110.jpg

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quod archidiaconi et alii praelati et clerici feudum a prefato archiepiscopo vel eius successoribus obtinentes, praeterquam causas sanguinum, et etiam castrenses et ministeriales una cum aliis vasallis ipsius ecclesiae Trevirensis sententiare et finire, seu sententias super causis et quaestionibus dicere valeant et proferre.[1] Hie und da mag sich auch ausser den Reichskirchen aus der Investitur mit den Temporalien die Anschauung einer Lehnsverbindung entwickelt haben, zumal, wenn die Investitur nicht dem Sprengelbischofe zustand. Die Aebtissin von Gerbstädt im Sprengel von Halberstadt erhielt von altersher die Investitur vom Bischofe von Münster; 1318 wird dieser ersucht, einen Bevollmächtigten zu belehnen, weil die Aebtissin selbst ad faciendum homagium vel fidelitatis sacramentum prestandum, pro feodo, quod monasterium in Gerpstede a vobis tenet et tenere debet, nicht kommen könne; Lehnsgegenstand sind hier, wie sich aus den bezüglichen Briefen bestimmter ergibt, die gesammten Temporalien der Abtei.[2] Alle angeführten Fälle, wie die meisten der mir sonst bekannt gewordenen, betreffen Be1ehnung von Geistlichen durch Geistliche, und im allgemeinen wird wenigstens in Deutschland die Anschauung massgebend gewesen sein, dass es sich für Geistliche nicht zieme, Laien Mannschaft zu leisten;[3] und die so überaus häufig vorkommende Allodifikation von Lehngütern, welche an Kirchen geschenkt wurden, zeigt doch, dass in dieser Richtung Beachtung der Unfähigkeit die Regel ist. Erwähnten wir aber bereits, dass selbst Bischöfe für ihre Person von Laien belehnt waren,[4] so kommt es doch auch vor, dass eine Kirche selbst Mannlehen von Laien hatte; so bekundet 1282 der Graf von Los, quod cum vir religiosus W. — abbas S. Trudonis suo et conventus sui nomine advocatiam villae de H. — a nobis in feudo recepisset et nobis inde coram hominibus homagium fecisset, prout homines nostri feodales debere fieri iudicabant, er der Abtei nun das homagium advocatiae praedictae verkauft habe.[5]

  1. Hontheim H. Trev. 2, 176.
  2. Kindlinger Beitr. 3, 323. 325.
  3. Vgl. oben S. 58.
  4. Vgl. oben S. 70.
  5. Bertholet H. de Luxembourg 5, pr. 71.
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Julius von Ficker: Vom Heerschilde. Innsbruck: Verlag der Wagnerschen Buchhandlung, 1862, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vom_Heerschilde_110.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)