Seite:Was die Heimat erzählt (Störzner) 009.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


1. Die westliche Lausitz.

Die Gegend zwischen Bautzen und der Dresdner Heide wird vielfach als die westliche Lausitz bezeichnet, die an landschaftlichen Reizen keinem anderen Teile Sachsens nachsteht; und doch versteigen sich nur selten Touristen von weither in diese anmutige Gegend. Tausende suchen wohl alljährlich die Sächsische Schweiz auf und erfreuen sich an der zerklüfteten Bergwelt derselben. Wer aber stets dem allgemeinen Touristenstrome folgt, dem bleiben gar manche liebliche Punkte seitwärts unbekannt. Die westliche Lausitz ist aber reich genug an wirklichen Naturschönheiten, sodaß sie inbezug auf ihre landschaftlichen Reize auch besonderer Beachtung wahrlich wert ist. „Die Lausitz ist unstreitig einer der interessantesten und schönsten Landesteile Sachsens und dem vielgepriesenen Vogtlande, sowie der Sächsischen Schweiz ebenbürtig.“[1] Einen besonderen landschaftlichen Reiz bieten die romantischen Täler der Röder, Pulsnitz, Schwarzen Elster, Wesenitz, Spree. Wer gerne Berge steigt, der hat in der westlichen Lausitz genügend Gelegenheit, solches zu tun. Vom Valtenberge bei Niederneukirch bis zum Keulenberge bei Oberlichtenau-Königsbrück zieht sich über die Städte Bischofswerda, Elstra, Kamenz, Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück Berg an Berg. Inselartig erheben sich diese vielfach aus der Ebene und erscheinen darum höher, als sie in Wirklichkeit sind. Von den Gipfeln jener Höhen schweift das Auge des Wanderers meilenweit über eine blühende Landschaft. Jeder Berg bietet ein anderes Bild. Man wird des Schauens und der köstlichen Eindrücke nicht müde. Mit inniger Liebe hängen die Bewohner jeder Gegend an „ihrem Berge“, der in der Nähe der Siedelung liegt und diese gewissermaßen meilenweit beherrscht. Zu ihm hinauf wandern Sonn- und Festtags die Umwohner gern, förmliche Wallfahrten dahin finden von Zeit zu Zeit statt. Meist sind diese waldumrauschten Bergeshöhen auch turmgekrönt. „Wenn auch die Lausitzer Landschaft in ihrer eigenartigen Schönheit noch heute zu wenig von dem Strome der Sommerreisenden gewürdigt wird, so haben doch ihre Bewohner selbst seit altersher um so mehr Freude aus der Natur geschöpft, ich kenne kein anderes deutsches Mittelgebirge, in dem mir die Liebe zu den heimatlichen Gipfeln so stark entgegengetreten ist wie hier. In den Oster- und Pfingstfeiertagen ist es eine gute alte Sitte des Landvolkes, frühzeitig die Kuppen zu erreichen, um die Sonne dreimal hüpfen zu sehen, wie der Volksglaube für diese Tage annimmt.“ (Dr. Curt Müller.) Johannes Renatus singt von „seiner Lausitz“:


  1. Dr. Curt Müller-Löbau: „Die Oberlausitzer Landschaft“. Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung vom 7. Juni 1902.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 009. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_009.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)