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Christine von Schweden verwandte Gemahlin des Kurprinzen Johann Georg, den Feldmarschall um Schonung der Stadt bat. Der rauhe Kriegsmann gab nach Ueberreichung dieses Schreibens den Bescheid, er wolle die Stadt zwar mit dem angedrohten Brande verschonen, aber nach Kriegsgebrauch ihre Befestigungswerke anzünden und zerstören. Am 25. September, nachmittags 4 Uhr, marschierte die Besatzung unter Oberst Jitzwitzky mit fliegenden Fahnen aus der Stadt hinaus in’s Hauptlager nach Zehista und von hieraus mit dem ganzen Heere Baners über Berggießhübel und Gottleuba nach Böhmen zu. Während des Abzugs steckten die Schweden

Nikolaikirche zu Pirna 1875.

Tore, Türme und andere Posten in Brand. Glücklicherweise konnten die Feuersbrünste von der herbeieilenden Schloßbesatzung und von Bewohnern benachbarter Dörfer gelöscht werden. Die an den vorhergehenden Tagen aus der Stadt verjagten Bewohner kehrten, durch Boten zurückgerufen, zum Teil noch am Abend in die Stadt zurück. Ein trauriger Anblick bot sich ihnen: ein großer Teil der Stadtmauern geschleift, Türme und Tore ausgebrannt, 70 Häuser ganz oder teilweise zerstört, Gassen und Plätze durch Schutt und Unrat verunreinigt. Von etwa 900 Bürgern lebte kaum noch der dritte Teil, und deren Wohlstand war vernichtet. Das Jahr 1639 hat die Entwickelung der Stadt um ein Jahrhundert aufgehalten. Unter dem furchtbaren Kriegsgetümmel der nächsten Jahre konnte sie sich nicht erholen;

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_423.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)