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3. Altrabrig.

Den Flurteil zwischen dem alten Schloßberge oberhalb der Schloßmühle zu Radeberg und der aus der Stadt nach Pulsnitz führenden Landstraße nannte man sonst „Altrabrig“, und noch heute wird diese Bezeichnung für jene Feldfläche von alten Leuten gebraucht. Wie die Sage berichtet, habe ehemals die Stadt Radeberg daselbst gestanden. Das Wort Altrabrig soll heißen: Altradeberg. Jedenfalls hat diese Sage auch ihre Berechtigung; denn in den Jahren 1810–1830 wurden auf Altrabrig wiederholt Grundmauern von Gebäuden entdeckt, und es ist gar nicht ausgeschlossen, daß man bei näherer Untersuchung auch heute solche auffinden würde. – Nicht umsonst wird die Höhe am rechten Röderufer oberhalb der Schloßmühle der Schloßberg genannt. In alten Zeiten stand hier oben die Burg von Radeberg. (Siehe Nr. 2) Diese, heute am östlichen Ende der Stadt gelegen, bildete damals die westliche Befestigung der Stadt, indem Radeberg östlich von der Burg sich ausdehnte. In einer alten Urkunde heißt es:

Petrus et Friczco habent in foedum Allodium in Radeberg, Item Ius patronatus Ecclesie parochialis ibidem, Item 1 ortum (hortum) et piscariam de Hezcilsberg usque in aldenradeberg. Das soll heißen: Peter und Fritz von Reckenitz haben zu einem Lehn ein Freigut in Radeberg. Desgleichen das Patronatsrecht der Pfarrkirche daselbst, desgleichen einen Garten und einen Fischteich von Hezcilsberg bis nach Altenradeberg. –

Durch den Inhalt dieser Urkunde wird die Sage von dem früheren Standorte Radebergs zur geschichtlichen Tatsache; denn die Urkunde nennt das alte Radeberg und gibt Andeutungen, daß der Ort einst die Höhen zwischen dem Schloßberge und der heutigen Pulsnitzerstraße einnahm. Sie berichtet, daß Peter und Fritz von Reckenitz einen Garten und einen Fischteich, „von Hezcilsperg bis nach aldenradeberg“ reichend, in Lehn hatten. Unter dem Hezcilsberg ist ohne Zweifel der Schafberg bei Wallroda gemeint, auf dem heute der vielbesuchte Felixturm steht. Hezcilsberg soll Höselberg, Haselberg bedeuten. Es erinnere dieser Name daran, daß einst auf dem Schafberge der Haselnußstrauch zu Hause gewesen wäre und die Höhe und die Anhänge

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 016. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)