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Rande des Lampertswaldes liegt das freundliche Kirchdorf Leppersdorf. Man vermutet, daß in dem Worte Leppersdorf der Name Lampert leis hindurchklinge, ob freilich diese Ansicht berechtigt ist, das bleibe dahingestellt. –

Vielleicht ist Lampert oder Lamprecht der Gründer des sagenhaften Dorfes Lampertswalde gewesen. Als frommer Einsiedler mag er hier sein Hüttlein im grünen Walde unfern des Spitzberges aufgeschlagen haben, von wo sein Auge weit in das umliegende Land schweifen konnte. Zu „Lampert im Walde“ werden andere Ansiedler gekommen sein, die ebenfalls ihre Hütten hier aufschlugen. Mit der Zeit entstand ein Dörflein. Der neuen Ansiedelung gab man zur Erinnerung an den ersten Bewohner derselben den Namen Lampertswalde. Dieser Name ist trotz des Wechsels der Zeiten bis auf den heutigen Tag in der Bezeichnung jener Waldfläche, die sich zwischen Augustusbad und Leppersdorf ausbreitet, erhalten geblieben.


15. Die wüste Mark Diensdorf.

Wenige Minuten nördlich von Grünberg bei Radeberg entfernt liegt ein kleiner Ort, Diensdorf genannt. Im Jahre 1839 zählte derselbe acht selbständige Besitzungen und zwar ein Erbgericht, eine Schenke, fünf Gartennahrungen und ein Haus jenseits der Röder. Über vierzehn Jahre alte Einwohner hatte der Ort damals neunundzwanzig. Ackerbau und Leinweberei waren deren Hauptnahrungszweige. –

Zwischen Ottendorf und Seifersdorf befindet sich eine größere Feldfläche, welche den Namen die „Diensdorfer Felder“ führt; dieselben gehören teils den beiden Rittergütern Grünberg und Seifersdorf, teils Einwohnern von Grünberg, Ottendorf und Hermsdorf. Wie nun die Sage berichtet, habe vor Jahrhunderten Diensdorf da gelegen, wo heute sich die „Diensdorfer Felder“ befinden. Der Ort sei einst sehr groß und nach Seifersdorf eingepfarrt gewesen, wohin die Diensdorfer noch Mitte des 19. Jahrhunderts sogenannten Decem zu entrichten hatten. Das frühere Diensdorf soll im Jahre 1430 von den fanatischen Hussiten vollständig verwüstet und dem Erdboden gleichgemacht worden sein. Die meisten Bewohner wären bei diesem Kampfe um den heimischen Herd, um Weib und Kind, gefallen. Die noch Überlebenden mochten nicht mehr an der Stätte des Jammers wohnen, sie verkauften Grund und Boden und siedelten sich „der Sicherheit wegen“ näher bei Grünberg an. Zur Erinnerung aber an das im Hussitenkriege untergegangene Dorf führt die Stätte, da einst das frühere Dorf Diensdorf stand, noch heute den Namen „die Diensdorfer Felder“.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 044. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_044.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)