Seite:Was die Heimat erzählt (Störzner) 146.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aus den Augen aller, u. wer noch des andern Tages sich auf den Gassen umsehen wollte, konnte mit unbedeckten Füßen auf dem erhitzten Pflaster nicht fortkommen.“

Soweit der Bericht des Chronisten Senff. Gercken selbst fährt nun fort und schreibt:

„Damals erging also eine schwere Züchtigung über unser Stolpen; jedoch war es hiermit noch nicht genug. Anno 1633, den 11. Juli, an einem Donnerstage, ging abermals ein Schwarm Croaten von den Leuten des Obersten Goltz zu Zittau hier vorbei. Nachmittags zwei Uhr hielten sie auf den Altstädter Feldern am Stürtzwege. Abends kamen ungefähr sechshundert Reiter nach, marschierten über die Schafbrücke u. kamen abends vor Dresden an, da bei uns auf der Festung die Stücken gelöset wurden. Von da wandten sie sich nach Radeberg, allwo sie mit Rauben u. Schänden übel haushielten u. viel Vieh erbeuteten. Den 12. Juli kamen sie mit Untergang der Sonne wieder zurück über das Hofefeld bei der Försterei in der Altstadt. Sie wurden auch bei uns mit Stücken begrüßt u. zogen hinter der Wildmauer nach Langenwolmsdorf fort. Im folgenden Jahre, 1634, den 20. Januar, kam schon wieder eine Partie Croaten von Budißin (Bautzen) daher, u. nachdem sie die Tore unserer Stadt aufgehauen hatten, raubten sie wieder, was sie fanden, u. nahmen das Vieh mit. Ein hiesiger Schneider hatte sich in seine Arbeit vertiefet, wußte nicht, daß der Feind da war und fragte, als es an das Haus pochte: „Wer da?“ Aber er bekam statt der Antwort eine Kugel in den Leib. Hans Hartmann der Ältere, der Defensioner Feldwebel, ward als ein Gefangener mitgenommen u. ist nach etlichen Wochen ranzioniert (losgekauft) worden. – Nach geschlossenem Frieden zu Prag hätte man sich nun wohl auf sächsischer Seite keines feindlichen Betragens von den Kaiserlichen Truppen mehr versehen; aber gleichwohl erfuhr man das Gegenteil. Anno 1637 erhielten die Kaiserlichen Hatzfeldischen Völker im hiesigen Orte auf’s Feindlichste haus, plünderten fast alle Dörfer um Stolpen her rein aus u. verwundeten die Leute bis auf den Tod. Nicht lange darnach ward unserer Stadt ein neues Unglück durch die Schweden bereitet, welche seit dem Prager Friedensschlusse die kursächsischen Lande auf’s Feindseligste u. Grausamste behandelten. Als der schwedische General Johann Banner 1639 die Stadt Freiberg vergeblich belagert, die Stadt Pirna aber, den Sonnenstein ausgenommen, mit stürmender Hand erobert, ausgeplündert u. auf’s Grausamste gemißhandelt hatte, ging er in eigener Person mit 6000 Mann zu Roß u. zu Fuß über die Elbe, rückte vor Stolpen, ließ die Stadt, die sich von dem vorigen Brande noch nicht erholt hatte, ausplündern, das Schloß aber zur Übergabe auffordern. Da sich aber der Kommandant, Herr Leutnant Hennig, nicht ergeben wollte, sondern die Burg rechtschaffen verteidigte, hielten es die Schweden nicht für ratsam, sich länger damit zu verweilen, zündeten daher zuerst die Scheunen vor der Stadt, den 26. April aber die Häuser in der Stadt selber an, wodurch die Hälfte der Stadt wiederum verzehret u. jämmerlich eingeäschert ward.

Damals hatten die Schweden ihr Hauptlager zu Rennersdorf, eine halbe Stunde von unserer Stadt gelegen. Das Andenken von diesem u. dem vorhergehenden, durch die Croaten verursachten Unglück, das unsere Stadt betroffen, hat man durch zwei kleine Schriften zu erhalten gesucht, die anno 1649 bei geschehener Einweihung der neuerbauten Kirche zum Vorschein gekommen. Die erste führt den Tittel:[WS 1] „Siebenzehnjährige traurige Feuerklage der Kirche zu Stolpen“ u. hat den hiesigen Rektor Abraham Lichtenberger zum Verfasser. Die andere hat Melchior Hartmann, S. Theol. u. Phil. Stud.,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Tittek
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)