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Hals umgedreht. Von nun an irrte sein Geist des Nachts über Berg und Tal, durch Felder und Wälder unstet umher. Einst soll ihn ein frommer Mönch in eine Fichte drüben am Eierberge, der zwischen Pulsnitz und Leppersdorf liegt, verbannt haben. Noch vor wenigen Jahren stand diese alte Fichte. Jahrhunderte hindurch war sie ein Wahrzeichen dieser Gegend gewesen, bis ein gewaltiger Herbststurm sie einst umbrach. – Aus der Fichte vernahm der nächtliche Wanderer oftmals ein tutendes Geheul. Man sagte dann: „Der Heidut läßt sich hören!“ – In früheren Jahren suchte man in der Pulsnitzer Gegend mit den Worten: „Der Heidut kommt!“ die Kinder zu schrecken, besonders dann, wenn diese nicht bis spät in die Nacht hinein auf der Straße sich herumtreiben sollten. –

Heiduts böser Geist scheint nunmehr aber doch zur Ruhe eingegangen zu sein, denn man hat seit vielen Jahren nichts wieder von ihm gehört. Doch das Bildnis Heiduts ist noch in jener rätselhaften Holzfigur im Pulsnitzer Ratskeller erhalten als Warnungsbild für die, welche Gott und seine Dienste verlassen.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_220.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)