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Die Gründung der Stadtkirche Bischofswerdas fällt in das 11. Jahrhundert. Wie die Sage berichtet, verdankt die Stadt Bischofswerda ihre Entstehung dem ersten Bischofe von Meißen, dem Bischofe Burkhardt, der hier an der Wesenitz im Jahre 972 einen Flecken und eine Kapelle gründete zum Schutzwalle gegen die heidnischen Wenden, die hier in einem heiligen Haine von Eichen ihre Götter verehrten. Bischof Benno von Meißen, ein geborener Graf von Woldenberg bei Goßlar, soll den vom Bischof Burkhardt gegründeten Flecken 1076 zur Stadt erhoben und dieser gestattet haben, den Bischofsstab im Wappen zu führen. Bischof Benno war es auch, der 1076 die erste Stadtkirche hier erbaute. Benno lebte mit seinem Grenznachbar Wratislav, dem Herzoge von Böhmen, in gutem Frieden und sicherte sich dadurch von dieser Seite sein Bistum, doch war er ein Feind des geächteten Kaisers Heinrich IV. – Heinrich zog aber siegreich durch die Mark Meißen und nahm den Bischof Benno gefangen. Doch wurde dieser wieder aus der Gefangenschaft befreit und soll dann aus Dank gegen Gott im Jahre 1076 mehrere Kirchen im Gaue Nisici haben erbauen lassen. Unter diesen von ihm gegründeten Kirchen wird auch die zu Bischofswerda genannt. Die erste Stadtkirche zu Bischofswerda weihte Bischof Benno dem heiligen Nicolaus. Auf seinen Reisen nach der Lausitz, welche zu Bennos Sprengel gehörte, weilte der Bischof mit einer besonderen Vorliebe in Bischofswerda und beschenkte darum die Nicolaikirche mit wertvollen Heiligtümern. Nicht weniger als sechs Altäre mit kostbaren Reliquien befanden sich in ihr. So kam die Stadtkirche zu Bischofswerda gar bald weit und breit in einen guten Ruf, so daß von jener Zeit an Wallfahrten nach hier unternommen wurden, die bis zur Zeit der Reformation andauerten. Infolgedessen hob sich auch der Ort sichtlich, und man nannte aus Dankbarkeit gegen den Wohltäter Bischof Benno die Stadt Bischofswerda. –

Noch will ich einer Legende Erwähnung tun, welche Christian Heckel (1699 bis 1719 Kantor an der Stadtkirche zu Bischofswerda) in seiner von ihm im Jahre 1713 herausgegebenen „historischen Beschreibung der Stadt Bischofswerda“ auf Seite 39 und 40 wörtlich also erzählt:

„Da Bischof Benno zur Zeit seines Amtes gepflogen, und als ein Provisor und treuer Hirt sich seiner befohlenen Kirchen anzunehmen, in seiner ganzen Dioecesi herumgezogen und Visitationen gehalten, sei ihme dieses Ortes (also in Bischofswerda) in der Kirchen, da er selbst eigener Person das Volk examinieret, und sie im christlichen katholischen Glauben unterrichtet, ein helles Licht erschienen mit einem solchen Glanze, daß er fast darüber verstummet und alles Volk erschrocken, welche er aber, als er sich hinwieder ermahnet getröstet, und dieses auf sich und denn das Volk, solches vor eine große Gnade Gottes anzunehmen, also gedeutet, daß Gott des Ortes wie bei den Kindern Israel im Tempel zu Jerusalem, selbstständig sein, und ihme einen wahren Gottesdienst anrichten wolle. Derwegen jeder dabey das seine tun, er wolle den Anfang machen, diesen Ort also, da ihme die Heilige Dreifaltigkeit in Gestalt eines hellen Lichtes erschienen, sein Vermögen anlegen, dahin eine andere Kirche und größeren Gottesdienst zu erbauen.“ –

Bischof Benno war ein Freund guten Gesanges. Es wollten ihm die holprigen Singweisen in der Meißner Domkirche nicht mehr behagen. Drum brachte er von einer Reise aus Hildesheim wohlklingende Kirchenmelodien mit und führte diese im Bistume Meißen ein, und auch in der Bischofswerdaer Stadtkirche konnte man nach jener Zeit die neuen Singweisen

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_312.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)