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es in der Stadt nicht weniger als 70 Schuhmachermeister. Ihre Zahl ist auch heute noch groß. In hoher Blüte steht aber die Töpferei. Das gute Material hierzu findet man in den nahen Tongruben bei Schwepnitz. Das Königsbrücker braune und weiße Topfgeschirr hat einen Weltruf erlangt. Auf fast allen Jahrmärkten Sachsens ist dasselbe vertreten und wird viel begehrt. – In früheren Zeiten trieb ein großer Teil der Königsbrücker Bürger auch Weinbau. Draußen an den Bergabhängen auf der Nordseite der Stadt lagen vordem wohlgepflegte Weinberge. Heute sind selbige aber verfallen und in Acker- und Gartenland umgewandelt worden. – Im Jahre 1837 hatten 76 Häuser der Stadt Braugerechtigkeit. Regen Verkehr brachten Königsbrück die alten Hauptstraßen, von denen die eine von Dresden nach Frankfurt a. d. Oder und die andere von Großenhain nach Schlesien und Polen führte. –

Zur Zeit des 7-jährigen Krieges lebte in Königsbrück der Pfarrherr Göring. Derselbe war nicht nur ein Gottesgelehrter, sondern auch ein bedeutender Astronom. Um den Himmel und das Sternenheer besser und ungestört beobachten zu können, ließ er sich auf dem Turme der Haupt- oder Stadtkirche ein Stübchen einrichten, in dem er die meisten Nächte während des Jahres verbrachte. Als Astronom hatte Pfarrer Göring einen bedeutenden Ruf. Der König Friedrich der Große von Preußen erkundigte sich, als er in dieser Gegend weilte, wiederholt nach ihm. –

So bietet Königsbrück des Anziehenden viel und zwar sowohl dem Naturfreunde, als auch dem Geschichtsforscher. Die wichtigsten Vorgänge in der deutschen Geschichte sind an diesem abseits gelegenen Städtchen doch nicht spurlos vorübergegangen.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_354.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)