Seite:Was die Heimat erzählt (Störzner) 420.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schloß zurück. Die Bürger waren teilweise schon vorher von ihren Posten entwichen. So kam die Stadt in die Hände der erbarmungslosen Feinde, die ihrer Mordsucht und Raublust zügellos fröhnten.“ –

„Die Schweden fuhren Pirna so unmenschlich mit, daß man dergleichen wenig in der Geschichte finden wird. Viele Hundert Bürger wurden auf den Gassen niedergehauen, und weder Weiber noch Kinder blieben verschont. Ja, selbst die Kirche, in welche sich viele Hundert Menschen gerettet, blieb von ihren entsetzlichen Grausamkeiten nicht frei. Sie erbrachen sie mit Gewalt, hieben viele, die auf den Altarstufen auf den Knieen flehentlich um ihr Leben baten, in Stücken.“

(Götzinger, Chronik von Sebnitz, 1786, Seite 287.)

Klosterkirche zu Pirna (nach einer im städt. Museum befindlichen Zeichnung).

„Erst nach 3 Tagen tat der Feldmarschall dem Wüten seiner entmenschten Horden Einhalt. Die Leichen der Erschlagenen blieben 8 Tage lang auf den Gassen liegen. Etwa 600 Leute waren getötet worden. Ueber 400 Bürger und Einwohner, die gänzlich ausgeplündert waren, verließen Pirna. –

Ein halbes Jahr lang blieb die Stadt von zwei schwedischen Regimentern besetzt. Auch des Schlosses suchten sich die Feinde zu bemächtigen, jedoch vergeblich. Als am 20. Septem. kaiserliche Truppen unter dem Grafen Hatzfeld und sächsische unter dem Kurfürsten die Stadt zu belagern begannen, um die Schweden daraus zu vertreiben, kam am 22. September Feldmarschall Baner mit einem Hilfsheer aus Böhmen herbei, worauf sich jene an die Festung Dresden zurückzogen. Baner wollte die Besatzung aus der Stadt herausziehen, diese aber niederbrennen. Dieses Unglück hatte ein braver Bürger, der Apotheker Theophilus Jacobäer, von der Stadt abgewendet. Unter größter Lebensgefahr ritt er nach Dresden an den Hof und erwirkte ein Schreiben, in welchem Magdalena Sibylla, die mit der Königin

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_420.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)